Torre d'en Galmés

Torre d’en Galmés ist eine talayotische Siedlung (Ende des -2. Jahrtausends bis -1. Jahrtausend) und eine der größten talayotischen Siedlungen von Menorca und den Balearen; ihre Oberfläche berechnet sich auf 6,5 ha.
Es handelt es sich um eine hervorragende Fundstätte: Da sie und vor allem ihre Hauptelemente größtenteils schon ausgegraben wurden, kann ein Gesamtüberblick über eine talayotische Siedlung geboten werden.
Die Siedlung wurde auf einer kleinen Erhebung des Geländes erbaut. Auf der höchsten Stelle befinden sich drei Talayots, der Taula-Bereich und ein Abschnitt der Mauer. Von hier aus hat man eine hervorragende Sicht auf einen großen Teil des Südens von Menorca. Der zentrale Talayot, der am größten ist, liegt direkt neben dem Taulabereich, der noch ziemlich gut erhalten ist und den man von seiner südlichen Seite aus betreten kann.
Gleich am Eingang dieses Bereichs kann man den Kapitellstein sehen, der in einer Zeit nach dem Talayotikum benutzt wurde. Etwas weiter hinten befindet sich der Stützstein der Taula und zu seiner Rechten ein freistehender Pilaster.
Im Jahre 1974 wurde während der auf dem Taulabereich durchgeführten Ausgrabungen eine kleine Bronzestatuette gefunden, die den ägyptischen Gott Imhotep darstellt. Die Statuette aus einer späten Epoche (sicherlich aus dem -7. bis -6. Jh.) stellt den Wesir und Architekten des Pharaos Djoser (III. Dynastie) dar, der später zur Gottheit erhoben und als Gott der Medizin verehrt wurde. Imhotep befindet sich in sitzender Pose und hält auf seinen Oberschenkeln eine geöffnete Papyrusrolle mit der Inschrift „Imhotep, Sohn von Ptah“. Diese Statuette steht nun im Museum von Menorca.
Wenn man den Taulabereich in Richtung Süden verlässt, stößt man auf ein große Fläche alter Wohnstätten, die sich auf dem Abhang des Hügels befinden. Man kann mehrere talayotische Rundhäuser-Reste ausmachen, von denen einige schon ausgegraben wurden. Die meisten der talayotischen Häuser auf Menorca besitzen einen zentralen Innenhof, um den herum das Haus errichtet war. Hier befand sich die Feuerstelle.
Über den Innenhof konnte man zu verschiedenen Räumen gelangen, die wohl als Wohnraum, Lager oder Werkstatt dienten. Neben den Häusern existiert ein System zum Auffangen und Filtern von Wasser, bei dem das Regenwasser zu einer unterirdischen Höhle geleitet wurde, die als Zisterne diente. In der Siedlung gibt es auch mehrere natürliche und künstlich angelegte Höhlen.
Die Siedlung Torre d'en Galmés muss ihre Blütezeit um das -4. bis -3. Jh. erreicht haben. Archäologen haben Schichten einer Zerstörung gegen Ende des -3. Jh. entdeckt, was möglicherweise bedeutet, dass die Siedlung angegriffen wurde. Vielleicht erfolgte dieser Angriff während einer Zeit, in der die Truppen des karthagischen Generals Magon auf der Insel überwinterten (-206 bis -205).
Später wurde ein Teil der Siedlung in der römischen Zeit wieder benutzt. Einige der Häuser sollen auch während der islamischen Zeit (10.-13. Jh.) benutzt worden sein.
Die Anlage ist gut gepflegt, Kieswege durchziehen sie, überall stehen mehrsprachige Erklärungstafeln.

Anfahrt: Man erreicht die Siedlung über die ausgeschilderte Abzweigung links von der Landstraße Alaior - Son Bou.

(Bilder durch Anklicken vergrößern)



© 2014 Gernot L. Geise


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