Zerstörte und unvollendete Bauwerke

Viele Bauwerke in Ägypten zeigen Wasserschäden

Ägypten ist das Land mit den meisten Relikten aus der Frühgeschichte. Die bewohnbare und nutzbare Landfläche Ägyptens erstreckt sich nur ein paar Kilometer links und rechts der Lebensader Ägyptens, dem Nil. Der Rest des Landes, rund 95 %, besteht aus Wüste. Trotzdem ist dieser nutzbare Streifen übersät mit allen möglichen Bauwerken aus der Pharaonenzeit. Oder sagen wir besser: Das Land ist mit den Ruinen aus der Pharaonenzeit übersät. Denn mit Ausnahme von nur ausgesprochen wenigen Bauten sind die Tempel und Grabanlagen, die wir heute als Touristen bestaunen, in mühseliger Arbeit von Ägyptologen rekonstruiert und nach bestem Wissen wieder aufgebaut worden.

Während im Norden Ägyptens außer den mehr oder weniger stark lädierten Pyramiden kaum noch intakte Bauwerke zu finden sind (auch der Chephren-Taltempel in Gizeh ist stark in Mitleidenschaft gezogen), sind in südlicheren Bereichen Tempelanlagen meist „nur“ zusammengebrochen. Hier hatten und haben es die Ausgräber leichter mit der Rekonstruktion der einzelnen Bauten.

Wie ich in meinem Buch „Superflut über Ägypten“ dargelegt habe, wurden die unübersehbaren Zerstörungen der ägyptischen Kulturgüter mit großer Wahrscheinlichkeit von einer gigantischen Flutwelle hervorgerufen, die vor nur (!) rund 1300 Jahren (nicht nur) Ägypten überrollte. Dabei wurden alle Bauwerke Ägyptens mehr oder weniger zerstört. Diesen Wassereinfluss kann jeder mit eigenen Augen an den ägyptischen Bauwerken von Norden bis zum Süden Ägyptens erkennen, wobei die Zerstörungskraft dieser Superflut im Süden Ägyptens bereits merklich nachgelassen hatte.

Betrachten wir als Beispiel die Pyramiden von Gizeh, so stehen sie heute ohne ihre Außenverkleidung da. Die Chephrenpyramide weist noch an der Spitze einen Rest ihrer Rosenquarz-Verkleidung auf, die Mykerinospyramide besitzt im unteren Bereich noch einige Lagen Granit-Verkleidungssteine. Die Ägyptologen behaupten nach wie vor, dass die fehlenden Pyramidenverkleidungen von „Steinräubern“ gestohlen worden seien. Steht man vor einem dieser wahrhaft gigantischen Pyramiden-Gesteinsberge, so wird eigentlich auf dem ersten Blick klar, dass die „Steinräuber“-These barer Unsinn ist. Erstens hätten sich Steinräuber wohl zunächst einmal bei den in reichlicher Menge um die Pyramiden herum liegenden Steinblöcken bedient - was sie jedoch nicht taten, denn diese Blöcke liegen heute noch herum. Allerdings kann man insbesondere an den Granitblöcken, die um die Chephrenpyramide liegen, und die wohl Teile der ehemaligen unteren Verkleidung sind, erkennen, dass bei vielen vergeblich versucht wurde, sie in „handliche“ Stücke aufzuteilen.

Und zweitens, warum sollten die Diebe sich die Mühe machen, Steinblöcke aus mehr als hundert Metern Höhe von den Pyramiden herunter zu transportieren? Sie konnten die Blöcke ja nicht einfach herunter stürzen lassen, sonst wären sie wohl zerbrochen, bis sie unten ankämen. Und die noch verbauten Steinblöcke, auf welche die herunter stürzenden Blöcke aufgetroffen wären, hätten ebenfalls entsprechende Schäden davon getragen. Solche Aufprallschäden sind allerdings nirgends vorhanden.

Wo blieben also die Pyramidenverkleidungen wirklich? In „Superflut über Ägypten“ beschreibe ich ausführlich das Szenarium der über das Land gerollten riesigen Flutwelle. Bedenkt man, dass nur ein einziger Kubikmeter Wasser bereits die Wucht von einer Tonne aufweist, dann konnte eine hunderte Meter hohe Superwelle völlig problemlos die Pyramidenverkleidungen „abgeschält“ haben. Dann braucht man sich auch nicht mehr über den Zustand der Totentempel zu wundern, an denen die Zerspülungsschäden unübersehbar sind. Der Cheops-Totentempel ist gar völlig verschwunden, es existieren nur noch Teile der immerhin rund einen Meter dicken Basalt-Bodenplatten. Die Totentempel wurden jeweils in unmittelbarer Nähe der jeweiligen Pyramide errichtet. Wenn die Superflut also die Pyramidenverkleidung „abschälte“ und mitriss, müssen diese mitgeführten Gesteinstrümmer auf andere Bauten in Verbindung mit den gigantischen Wassermassen wie eine Mischung aus Bombardement und Schmirgel gewirkt haben.

Anhand der unterschiedlich starken Zerstörungen und der Fließrinnen könnte man möglicherweise die Richtung bestimmen, aus der die Flutwelle kam. Andererseits ist die riesige Wassermasse, nachdem sie sich irgendwann irgendwo totgelaufen hatte, wieder zurück geflossen, wodurch dann wohl die Bauwerke, die den ersten Ansturm noch überstanden hatten, endgültig zerstört wurden.

Auf Satellitenfotos oder beim Überflug über Ägypten kann man heute noch die Einschnitte sehen, wo die Wassermassen wieder abgeflossen sind. Heute sind diese unzähligen wie Flussbetten aussehenden Einschnitte mit Sand angefüllt.

Die Flutwelle hat nicht überall mit gleicher Stärke gewütet. Auf dem Gizeh-Plateau zeigen etwa die Mastabafelder so gut wie keine Wasserzerstörungen, was wohl daran gelegen haben mag, dass sie unterhalb des Bodenniveaus in den Felsboden angelegt wurden. Die Welle ist darüber hinweg geschwappt, und die Mastabas lagen im „Wasserschatten“.

Südlich von Kairo

Dass tatsächlich einst eine Superflut über das Land geschwappt sein muss, erkennt man auch an den Salzablagerungen etwa in der Cheopspyramide, oder in der relativ stark salzhaltigen Wüste bis in den Süden Ägyptens.

An der „Knickpyramide“ in Dahshur, einige Kilometer südlich von Gizeh, an der „nur“ die Außenkanten weggerissen wurden, kann man heute noch sehen, wo das in die Pyramide eingedrungene Wasser an Beschädigungen der Außenverkleidung wieder heraus gelaufen ist. Das wird jedoch seltsamerweise auf ägyptologischer Seite ignoriert. Jedenfalls fand ich in keinem einzigen diesbezüglichen Werk auch nur den kleinsten Hinweis darauf. Lieber behauptet man, auch hier seien „Steinräuber“ am Werk gewesen und hätten die Außenkanten der „Knickpyramide“ abgebrochen und gestohlen. In der benachbarten „Roten Pyramide“ kann jeder mit eigenen Augen die Wasserspuren sehen, die besonders gut an den Kraggewölben der einzelnen Kammern erkennbar sind. Auch hierfür gibt es von ägyptologischer Seite keine Erklärung.

Gehen wir weiter Richtung Süden, so finden wir ab etwa Saqqara keine Pyramiden mehr, dafür große Mengen an Tempelanlagen. Keine der Anlagen ist heute mehr original. Sie alle waren mehr oder weniger zusammengestürzt. In mühsamer Arbeit sind viele der Anlagen von Ägyptologen aus aller Herren Länder rekonstruiert und wie große Puzzlespiele wieder aufgebaut worden. Dass hier verschiedentlich bei den Rekonstruktionen Fantasie im Spiel war, darf man den Rekonstrukteuren nicht ankreiden. Wer selbst schon einmal vor einem der immer noch reichlich vorhandenen Trümmerberge gestanden hat, bekommt eine Ahnung davon, welche eigentlich gigantische Rekonstruktionsarbeit bisher schon geleistet worden ist.

Auch in den wieder zusammengesetzten Tempeln, in denen fehlende oder nicht wieder aufgefundene Teile durch Mörtel ersetzt wurden, erkennt man deutlich den Wassereinfluss. Dieser hat sich innerhalb der Tempel weniger durch Auswaschungen, sondern vielmehr durch Wasserverfärbungen, Wasserablagerungen oder Wasserstandslinien manifestiert.

Es kann sich wohl kaum um Schäden aus den damals jährlich stattfindenden Nil-Überschwemmungen handeln. Denn da diese Überschwemmungen, die ja schließlich die Fruchtbarkeit Ägyptens garantierten, jedes Jahr aufs Neue stattfanden, wussten die Baumeister der Tempelanlagen genau, welche Landstriche wie weit überschwemmt wurden, und welche nicht. Es macht wenig Sinn, einen Tempel zu bauen, der jedes Jahr nach der Nil-Überschwemmung neu restauriert werden musste. Und die Tempelbauer der Pharaonen dachten durchaus realistisch.

Wenn die restaurierten Tempel also trotzdem Wasserschäden zeigen, so müssen diese durch ein Ereignis entstanden sein, das die jährlichen Nil-Überschwemmungen um ein Vielfaches übertroffen hat. Zumal der Wassereinfluss nicht nur an den Verfärbungen der Tempelräume erkennbar ist. Die Wassermassen hatten (immer noch) die Kraft, Tempelmauern zum Einsturz zu bringen. Solche reißenden Wassermassen hat der Nil nie gehabt. Er fließt heute wie damals relativ gemächlich in Richtung Mittelmeer. Heute gibt es, seit dem Bau des Assuan-Staudamms, allerdings keine Überschwemmungen mehr. Dafür muss man heute für die Bewässerung der Felder Wasserpumpen einsetzen.

Abu Simbel

Das „Tal der Könige“ oder das „Tal der Königinnen“ (beide westlich der Stadt Luxor) sind ebenfalls nicht von der Superflutwelle verschont geblieben. Hier kommt jedoch vielen Gräbern zugute, dass ihre Zugänge nach der Fertigstellung und dem Begräbnis mehr oder weniger hermetisch verschlossen wurden. So halten sich die Wasserschäden innerhalb der Gräber auch sehr in Grenzen. Nur in wenigen Grabanlagen sieht man Wasserverfärbungen an den dortigen wunderschönen farbigen Wandmalereien.

Der heute bekannteste Tempel im Süden Ägyptens ist der Doppeltempel von Abu Simbel, den Pharao Ramses II. für sich und für seine Gemahlin Nefertari anlegen ließ. Beide Tempel waren mit zahlreichen Quergängen und Räumlichkeiten in massiven Felsen hinein gearbeitet und dann perfekt ausgestaltet worden.

Als man in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts den Assuan-Staudamm baute, wodurch der heute riesige Nasser-See angestaut wurde, musste man diese Tempelanlage Stück für Stück abbauen und an anderer Stelle wieder aufbauen. Allein diese Tat ist ein technologisches „Wunder“ unserer Zeit. Allerdings mussten dafür die vor den Tempeln stehenden riesigen Steinfiguren von Ramses II. und Nefertari zersägt und später wieder zusammengefügt werden, weil es sonst trotz unserer hochstehenden Technik keine Chance gegeben hätte, die schweren Kolosse am Stück irgendwie zu transportieren. Diese Probleme hatten die alten Ägypter offenbar nicht. Die Altägypter hatten auch anscheinend keine Probleme damit, die Tempelausrichtung exakt auf die Sonnenwenden auszurichten, an denen dann das „Sonnenwunder“ passierte, dass die Sonne exakt durch den Haupteingang des Ramses-Tempels bis in den hintersten Bereich, das „Allerheiligste“, fiel und dort eine Göttergruppe mit Ramses II. in der Mitte anstrahlte. Seit dem Wiederaufbau der Tempelanlage an höherer Stelle findet dieses „Sonnenwunder“ nun um einen Tag versetzt statt.

Neben dem Abu Simbel-Tempel wurden übrigens noch weitere Tempel zwangsversetzt, um nicht im Nasser-Stausee zu versinken, etwa die Philae-Tempelanlage mit dem Isis- und Trajan-Tempel. Seltsamerweise wird das bei den Touristenführungen verschwiegen, obwohl es ebenfalls eine Meisterleistung darstellt, zumal die Abbaumaßnahmen wie bei der Abu Simbel-Tempelanlage unter Zeitdruck stattfanden, weil der Wasserstand des zwischenzeitlich angestaute Nils erbarmungslos immer höher anstieg.

Um auf die Superflut zurück zu kommen: Die genannten Tempelanlagen weisen überhaupt keinen Wassereinfluss auf. Das mag einerseits daran liegen, dass sich die Flutwelle bis Abu Simbel bereits so weit abgeschwächt hatte, dass sie keine Zerstörungskraft mehr besaß. Andererseits lagen die genannten Tempel relativ tief unterhalb des umliegenden Bodenniveaus. Die Superflutwelle hat vielleicht einen gewissen Nil-Rückstau bewirkt, der jedoch nicht ausreichend war, um die Tempel zu erreichen oder tangieren zu können.

Andererseits ist auch die Wüstenlandschaft in Höhe des Assuan-Staudamms - also rund drei Stunden Fahrt von Abu Simbel entfernt - noch stark salzhaltig. Das machte sich unangenehm bemerkbar, als die ägyptische Regierung westlich des Staudamms die Wüste mittels Bewässerungskanälen kultivieren wollte. Es heißt, das Salz würde durch die Bewässerung des Bodens ausfällen. Aber dann dürfte man ja nirgends bewässern, weil das Land dann versalzen würde. Nein, Sand allein ist kein Salz. Wenn Salz im Sand enthalten ist, muss es irgendwie dorthin gelangt sein. Und schon sind wir wieder bei der Superflut. Diese riesige Welle kam aus einem der Ozeane (der genaue Entstehungsort ist noch nicht bekannt) und enthielt logischerweise das Salz dieses Meeres, das sich auf bzw. im Sand ablagerte.

Wir sehen, die Auswirkungen der von mir postulierten Superflut lassen sich in ganz Ägypten nachweisen, im Norden mehr, im Süden weniger. Das hängt damit zusammen, dass sich diese Flutwelle im Laufe ihres Weges zwangsläufig immer mehr abschwächte. Ich bin gespannt, wann dieses Flutereignis endlich auch von den Ägyptologen berücksichtigt wird.

„Feierabend!“

Es gibt ein weltweites (?) Phänomen, worüber sich meines Wissens  noch niemand Gedanken gemacht hat, und das mir erstmals in Ägypten aufgefallen ist: Das Phänomen der unvollendeten Objekte. Ob es sich um Bauwerke oder um Figuren handelt, man findet sie überall. Ob auf der Osterinsel (Figuren), in Südamerika (Bauwerke), in Ägypten. Man hat bei diesen Objekten den Eindruck, als ob mitten im Bau (oder der Errichtung) plötzlich der Bauherr „Feierabend!“ gerufen hätte und die Arbeiter die unfertige Baustelle verlassen hätten, um nicht mehr zurück zu kommen.

Bei den ägyptischen Bauwerken kann man heute nicht mehr sagen, ob sie einst alle fertiggestellt wurden, da sie alle mehr oder weniger zerstört unter Sand begraben waren (und noch sind) und erst in unserer Zeit kunstvoll so weit wie möglich restauriert wurden. Aber es gibt auch Objekte in Ägypten, die ganz offensichtlich niemals fertiggestellt worden sind. Einige möchte ich hier vorstellen, etwa das Grab von Seti II. im „Tal der Könige“ oder den „unvollendeten Obelisken“ in Assuan, sowie einige weitere Beispiele.

Das Grab von Seti II.

Dieses Grab ist, wie alle anderen im Tal der Könige, freigelegt und restauriert worden. Es ist heute - im Gegensatz zu so manchen anderen Gräbern - den Touristen zugänglich, wobei im Inneren natürlich - wie in allen anderen Gräbern - Fotografierverbot herrscht.

Hinter dem Eingang führt ein rund 45 Meter langer, leicht abwärts geneigter Korridor in die Tiefe. Er mündet in einen quadratischen Raum, der etwas breiter als der Korridor ist. Von dort aus führen Treppenstufen nach unten, während sich auf gleicher Ebene gegenüber des Korridors, aber ohne Zugang, ein kleiner Säulenraum befindet. Die darin stehenden vier wuchtigen, rechteckigen Säulen sind, wie die anderen Wände dieses kleinen Raumes, kunstvoll bemalt.

Die abwärts führende Treppe mündet in einen weiteren kurzen Durchgang und von dort aus in den eigentlichen Grabraum, in dem mittig der kunstvoll verzierte Granit-Sarkophag steht. So weit, so gut.

Der obere Teil des Grabes, der Korridor und der Säulenraum weisen sauber geglättete Wände auf, die kunstvoll mit Darstellungen von Taten aus des Pharaos Leben, Göttern usw. verziert sind. Ab der Treppe zum Grabraum ändert sich jedoch das Bild: Hier gibt es keine Wandmalereien mehr, die Wände hat man nur notdürftig geglättet, und der eigentliche Grabraum sieht aus wie eine Baustelle. Dessen Wände sind noch nicht einmal notdürftig geglättet, der Raum ist roh in den Felsen hinein gehauen worden. Die heutigen Touristen laufen auf einem Holzboden, der auf einem niedrigen Gerüst aufliegt, denn der eigentliche Boden des Grabraumes liegt voller Steinschutt, den man nicht mehr entfernt hat. Um den Sarkophag herum stehen einige Sockel, die betoniert aussehen. Möglicherweise sollten hier einmal Säulen installiert werden?

Warum wurde dieses Grab nicht fertiggestellt? Starb der Pharao zu früh und der Nachfolger hielt es nicht für nötig, das Grab seines Vorgängers fertigzustellen? Man hat wirklich den Eindruck, als habe der Bauherr „Feierabend!“ gerufen und schnell noch den Sarkophag hinunter schaffen lassen, ehe das Grab verschlossen wurde.

Der unvollendete Obelisk in Assuan

Auch dieser Obelisk, über den ich ausführlich im SYNESIS-Magazin Nr. 6/2008 berichtet habe, gehört mit auf die Liste der unvollendeten Objekte. Der Obelisk aus Rosengranit wurde wie so vieles niemals fertiggestellt. Auch hier stellt sich die Frage: Warum wurde er nicht fertiggestellt? Wohl kaum wegen der Risse, denn sie müssten eigentlich schon zu Beginn der Arbeiten erkennbar gewesen sein. Jeder Steinbrucharbeiter weiß genau, wo er welchen Stein brechen kann und wo potenzielle Bruchlinien im Gestein verlaufen. Wenn die Arbeiter jedoch die Technik des „Steinerweichens“ beherrschten, wären Bruchlinien oder Risse absolut kein Problem gewesen, sie wären einfach „geklebt“ oder ausgebessert worden. Damit wäre auch geklärt, warum der Obelisk trotz der Risse überhaupt so weit fertiggestellt wurde.

Die Gizeh-Pyramiden

Heute stehen die Gizeh-Pyramiden ohne Außenverkleidung da. Angeblich von Steinräubern gestohlen, sage ich, dass ihre Verkleidung durch die Superflut vor rund 1300 Jahren abgeschält wurde [siehe mein Buch „Superflut über Ägypten“], zumal an der Chephrenpyramide an der Spitze noch ein Rest der ehemaligen Verkleidung erhalten ist und an der Mykerinospyramide zumindest die unteren Lagen noch mit Granitblöcken verkleidet sind. Aber man sollte vielleicht auch einmal ganz ketzerisch überlegen, ob die Pyramiden überhaupt jemals fertiggestellt wurden?

Der Forscher und Sachbuchautor Axel Klitzke vertritt die Ansicht, dass die Gizeh-Pyramiden nicht einzeln im Laufe von Generationen erbaut wurden, sondern dass der gesamten Anlage ein großer Generalplan zugrunde gelegen habe, weil alle Details nahtlos zusammenpassen, was auch durch Berechnungen nachgewiesen werden könne. Klitzke ist übrigens nicht der einzige, dem solche Gedanken kamen.

Demgemäß müsste das gesamte Gizeh-Plateau über Jahre oder Jahrzehnte hinweg (wenn nicht länger) eine einzige riesige Großbaustelle gewesen sein. Könnte es sein, dass sich der oberste Bauherr - wer immer das auch war - an diesem Projekt schlicht und einfach übernommen hatte und der „letzte Schliff“ schließlich weggelassen wurde? Allein die Planung und der Bau einer einzigen der Pyramiden muss Unsummen gekostet haben. Die Kosten einer ganze Pyramidenanlage mit mehreren dieser Riesenbauwerke sind überhaupt nicht abschätzbar. Es war ja nicht nur mit den eigentlichen Pyramiden getan, ringsum wurde ja eine regelrechte Kleinstadt errichtet mit Tempelbauten, Ummauerungen usw.

Betrachte ich mir als Beispiel die Mykerinospyramide, so scheint hier tatsächlich der „letzte Schliff“ zu fehlen. Die im unteren Bereich noch vorhandene Außenverkleidung aus Granit wirkt unvollkommen. Nur um den Bereich des Zuganges wurden die Granitblöcke geglättet. Man weiß es nicht genau, warum nur hier, und ob dieser Teil von Anfang an geglättet war. Links neben dem Zugang in den geglätteten Teil sind Hieroglyphen eingemeißelt, und es heißt, sie würden von Pharao Ramses II. stammen, der die Pyramiden und dazu gehörigen Tempelanlagen angeblich restauriert habe. Dem Super-Pharao Ramses II. kann man in Ägypten fast alles unterschieben ... Von den Tempelanlagen ist heute allerdings nicht mehr viel zu sehen. Die Superflut vor 1300 Jahren hat ganze Arbeit geleistet und alles gründlich zerstört.

Nach der These von Dr. Hans-Joachim Zillmer [„Irrtümer der Erdgeschichte“] lagen die Pyramiden allerdings nicht in der Wüste, wie heute. Wenn die von den Ägyptologen vorgegebenen Daten stimmen, dann war zu dieser Zeit Ägypten ein blühendes Land, nicht nur ein paar Kilometer rechts und links des Nils.

Durch eine Großkatastrophe entstand die Sahara und der Klimawandel mit den heutigen Hitzegraden in Ägypten. Dass im Verlauf einer Katastrophe nicht in aller Ruhe weiter gearbeitet werden kann, ist wohl logisch. Durch die Hitzeeinwirkung härtete dann auch das teilweise noch weiche Gestein aus.

Also: Wurden die Bauarbeiten durch eine Katastrophe unterbrochen bzw. beendet? Welche Katastrophe kommt hier wohl infrage? „Meine“ Flutkatastrophe konnte es nicht sein, sie fand erst vor rund 1300 Jahren statt.

Karnak-Tempel (Luxor)

Betritt man den Karnak-Tempel in Luxor durch den Eingangspylon, so kommt man in den ersten Hof. Links und rechts wird dieser durch Säulenreihen vor einer Abschlussmauer begrenzt. Die rechte Säulenreihe, vor der eine Widderreihe aufgestellt wurde, hat es in sich, denn die erste Säule, unmittelbar neben dem Eingangspylon, ist unvollendet. Man erkennt genau, dass sie aus unregelmäßigen Steinblöcken besteht, die aufeinander aufgeschichtet worden sind und nur grob in Form gehauen wurden. Als Besucher frage ich mich natürlich unwillkürlich, warum alle anderen Säulen fertiggestellt wurden, nur diese eine nicht?

Offiziell heißt es, hier könne man sehen, wie die Säulen erbaut wurden, scheibenweise aufeinander gelegte Steinplatten, die durch Mörtel verbunden sind. Anschließend sei man daran gegangen, der Säule durch Bearbeitung ihre spätere Form zu geben. Nur passt diese These, so schön sie klingt, bei dieser Säule nicht, denn wenn man sie noch bearbeitet hätte, wäre sie wesentlich schlanker ausgefallen als die schon stehenden fertigen Säulen. Wenn man jedoch eine Möglichkeit besaß, Gestein zu erweichen, hätte man den benötigten „Weichmacher“ aufgespritzt, dann die Säulen-Matrize um die Säule gelegt und das weiche Gestein in die Form gepresst, wobei sich Unebenheiten von selbst ausgeglichen hätten.

Der Karnak-Tempel wurde von den verschiedensten Pharaonen über Jahrhunderte (wenn nicht länger) immer wieder ergänzt, angebaut, renoviert. Warum hat man über all dieser Zeit diese eine Säule vergessen? War das etwa Absicht?

Es gäbe noch viele weitere Zeugnisse unvollendeter Bauten oder Anlagen, nicht nur in Ägypten, sondern überall auf der Welt. Und überall stellt sich die gleiche Frage: Warum haben die Bauarbeiter urplötzlich alles liegen und stehen gelassen, ohne ihre Arbeit zu vollenden? 


© 2009 Gernot L. Geise, veröffentlicht im SYNESIS-Magazin Nr. 3/2009