Sphinx - der Alte mit dem Wasserschaden

Wie alt ist der Sphinx?

Im Unterschied zu den griechischen soll die ägyptische Sphinx-Figur bei der Gizeh-Pyramidengruppe eine männliche Figur darstellen (daher „der Sphinx“). Das schließt man daraus, weil die riesige Figur ursprünglich einen pharaonischen Zeremonialbart getragen hatte, der irgendwann abgebrochen war. Napoleon fand die Reste beim Freilegen der Figur. Heute befinden sich die Bruchstücke im Britischen Museum in London. Tatsächlich lässt sich am Kinn ein Ansatz erkennen, wo der Bart angefügt war. Die ägyptischen Restauratoren würden gerne diese Fragmente wieder an der Figur befestigen, um damit den Kopf zu stützen, der absturzgefährdet ist, doch die Engländer verweigern die Rückgabe.

Bisher glaubt man, dass die riesige Figur mit dem „Löwenkörper” und dem Menschenkopf - sie ist 73,50 Meter lang und rund zwanzig Meter hoch, wirkt aber auf Fotos oder in Filmen um ein Vielfaches größer, als sie in Wirklichkeit ist - etwa 2700 Jahre vor der Zeitenwende von Pharao Chephren aus den dortigen Sandsteinfelsen herausgemeißelt worden sei. Doch inzwischen machen sich Zweifel an dieser Datierung breit. Die Figur selbst befindet sich in einem erbärmlichen Zustand und wäre, wenn sie im Laufe der Jahrhunderte nicht mehrfach rundum ausgebessert worden wäre, fast kaum noch als Figur erkennbar. Der Körper ist insbesondere auf dem heute hoch frei liegenden Rückenteil stark durch Erosionsfurchen geschädigt, das Gesicht ist heute kaum mehr als solches erkennbar. War es noch vor dreißig Jahren relativ deutlich zu erkennen, hat der Erosionsverfall in den letzten Jahren drastisch zugenommen. Demgemäß sind die Fotos, die in Büchern und Prospekten abgebildet sind, auch alle älteren Datums.

Der Elsässer Ägyptologe und Mathematiker René Adolphe Schwaller de Lubicz machte sich Gedanken über die beträchtlichen Erosionsspuren, die - nach herkömmlicher Lehrmeinung - durch die Einwirkung des Wüstenwindes (Khamsin) hervorgerufen worden sein sollen. Doch de Lubicz bemerkte auch, dass andere Monumente, die in die gleiche Entstehungszeit datiert werden, erheblich weniger Verwitterungsschäden aufweisen. Beispielsweise eine Stele von Thutmosis IV. (-1448 bis -1420, nach schulwissenschaftlicher Datierung), die man in den dreißiger Jahren fand: Sie steckte so tief im Sand, dass nur ihre Oberkante der Erosion ausgesetzt war. Trotzdem waren die Abbildungen und Inschriften nach rund 3400 Jahren Erosionseinwirkungen einwandfrei zu erkennen.
Hinzu kommt, dass der Sphinx einen großen Teil der Zeit unter schützendem Sand verbracht hat. Die schüsselförmige Bucht, in welcher der Sphinx liegt, füllt sich - wenn die Figur freigelegt ist - nach dreißig bis neunzig Jahren wieder mit Sand, wenn man ihn nicht laufend entfernt. Somit war die Figur den größten Teil ihrer Existenz vor Wind, Treibsand und Wetter-Erosion geschützt.

Nachdem Thutmosis IV. die Figur freigelegt und seine Stele davor platziert hatte, verschwand sie bald wieder unter dem Sand. Sie wurde erst wieder von Caius Plinius Secundus (61-113) erwähnt. Auch Napoleon fand die Figur, wie die von ihm veranlassten Zeichnungen darlegen, bis zum Hals im Sand vergraben vor. Er ließ die Figur zwar freilegen, doch schon Anfang dieses Jahrhunderts war sie bereits wieder verschüttet.
Die stärksten Verwitterungsspuren sind zwar am Rücken der Figur sichtbar, der Kopf hat jedoch die meiste Zeit aus dem Sand geschaut. Deshalb müsste er eigentlich logischerweise am stärksten verwittert sein, wohingegen der Körper relativ gut erhalten sein müsste. Genau umgekehrt ist es. Es gibt deshalb Stimmen, die annehmen, der Kopf sei in späterer Zeit umgestaltet worden und nicht mehr original.
Wie ein Wissenschaftlerteam der Stanford Universität (USA) aufgrund von elektronischen Messungen im Jahre 1977 festgestellt haben will, soll die Sphinx-Figur aus Kalkstein von normaler Härte bestehen. Nach Aussage von Dieter Vogl besteht die Figur jedoch aus Sandstein, da zumindest ein großer Teil der Figur aus dem gewachsenen Felsen herausgehauen wurde, und dieser besteht in dieser Gegend nunmal aus Sandstein [Dieter Vogl ist in der Naturstein-Branche in Marina di Massa in Italien tätig, wo sich die größte Naturstein-Industrie Europas befindet].
Wenn der Sphinx um -2700 unter Pharao Khaf-Re (Chephren) erbaut worden sein soll (wie es bisher angenommen wird), dann müsste er etwa 3300 Jahre bis zum Kopf im Sand gesteckt haben. Die verbliebene Zeit reicht (nach de Lubicz) jedoch nicht aus, um die vorhandenen Erosionsschäden zu erklären. Es kommt auch kein durch Kapillarwirkung hochsteigendes Grundwasser in Frage, das dann mit den Salzen im Gestein reagiert haben könnte, so wie es bei den beiden Memnon-Kolossen in Theben-West der Fall ist, die heute am Zerfallen sind. Abgesehen davon - und das wird seltsamerweise nur selten erwähnt - sind die seitlichen Wände der Grube, in der der Sphinx steht, ebenso ausgewaschen und zeigen überdeutliche Erosionsschäden.
Demnach kann für die Schäden nur Oberflächenwasser infrage kommen, und tatsächlich sehen die Schäden wie Wasserstandslinien aus. Für eine Verwitterung durch Wassereinwirkung spricht nach de Lubicz auch die ganz unterschiedliche Schädigung. So sind die Schäden am Rumpf weit drastischer als am Kopf. Der Kopf selbst weist im Vergleich zum restlichen Körper kaum Erosionsschäden auf, wie bereits dargelegt. Ich frage mich, wie der Rumpf wirklich aussieht, ist er doch teilweise bis zum Rückenansatz im Lauf der Jahrtausende komplett mit Steinen ausgebessert worden!
Um Erosionsschäden in der vorliegenden Größenordnung hervorrufen zu können, müssten katastrophische Überflutungen vorgekommen sein, und dafür fehlt bisher trotz unübersehbarer Zeugnisse für die geschichtliche Zeit jede Überlieferung. Die letzten katastrophischen Überflutungen, so nimmt man an, dürften in dieser Gegend etwa um ­10.000 stattgefunden haben. Aber „fehlende Hinweise“ müssen nichts zu besagen haben, wie wir noch sehen werden.
Auch der belgische Ingenieur Robert Bauval, der die Gizeh-Pyramiden nach dem Sternbild Orion ausgerichtet sehen will, ist der Meinung, das Alter der Figur betrage mindestens 12.000 Jahre. Er kommt auf diese Zeitangabe aufgrund einer Computerberechnung, wonach vor 12.000 Jahren die Figur zur Zeit der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche bei Sonnenaufgang das Sternbild des Löwen angeschaut hätte.
Auch die Argumentation Bauvals hat natürlich ihre Schwachseiten: Sie kann nur zutreffen, wenn - was recht unwahrscheinlich ist - seitdem keine größeren Katastrophen passierten, die eine scheinbare Verschiebung der Sternbilder mit sich brachten. Weiterhin ist es recht unwahrscheinlich, dass die im Dunkel der Zeit verschwundenen Erbauer des Monuments die Sterne nach denselben Kriterien wie wir zu Gruppen zusammengefasst und mit denselben Tiernamen bezeichnetet haben sollen. Mark Lehner erklärt die unterschiedlichen Verwitterungsstadien übrigens mit unterschiedlichen geologischen Gesteinsmaterialien. Danach sei das Material, aus dem der Kopf besteht, viel härter als der weichere Stein des Leibes. Ein Zufall der Natur? Oder wurde der Kopf nachträglich aufgesetzt?
Der fehlende Zeremonialbart befindet sich übrigens, wie gesagt, im Britischen Museum in London, das sich beharrlich weigert, ihn an Ägypten zurück zu geben, obwohl die Ägyptische Altertümerverwaltung befürchtet, dass der Sphinx-Kopf durch den Erosionseinfluss instabil werden könnte. Mit dem angefügten Bart könnte man ihn stabilisieren.
Unabhängig davon spricht inzwischen doch vieles dafür, dass die Figur wirklich dieses hohe Alter zu besitzen scheint. Die schlagendsten Argumente hierfür, und dafür, dass diese Figur - auch wenn es den Anschein hat - nicht mit herkömmlichen Mitteln errichtet wurde, liefert Dieter Vogl:

Der zum Bau der Figur verwendete Sandstein verhält sich völlig untypisch. Die Steine sind nicht verkarstet, wie es bei Kalk- oder Sandsteinen normalerweise nach einem gewissen Alter zu erwarten ist (Verkarstung entsteht durch die Wirkung von Oberflächen- und Grundwasser in löslichen Gesteinen [Kalk, Gips]. Benannt nach Karst, einer Hochfläche nordöstlich von Triest [Duden Fremdwörterlexikon, 1993]). Die fehlende Verkarstung lässt sich übrigens auch an anderen ägyptischen Steinbauten feststellen, einschließlich der Pyramiden.

Wenn man das Steinmaterial mit dem von mittelalterlichen Burgen vergleicht, die ebenfalls oftmals aus Sandstein erbaut wurden, so stellt man fest, dass hier die Steine verkarstet sind, obwohl sie nicht annähernd das Alter des Sphinx aufweisen. Das heißt, es hat sich auf ihrer Oberfläche eine harte Schicht gebildet, die ein Zerbröseln der Steine verhindert. Das ist auch der Grund, warum diese Gemäuer - wenn auch oftmals nur noch als Ruinen - heute noch stehen.
Der verwendete Stein der Sphinx-Figur verhält sich jedoch ganz anders. Er ist an der Oberfläche nicht verkarstet und zerbröckelt langsam, wie die mühseligen Rettungsbemühungen um diese Figur deutlich zeigen. Die verwendeten Steine lassen bei einem Steinfachmann den Eindruck aufkommen, als seien sie einstmals mit einem speziellen Mittel imprägniert gewesen. Eine solche Imprägnierung schützt die so behandelten Steine für eine gewisse Zeit gegen Umwelteinflüsse, verhindert jedoch andererseits eine Verkarstung. Wir verwenden heute verschiedene Imprägnierungsmittel, um beispielsweise alte Gebäude vor dem Verfall zu schützen.
Man darf jedoch ohne zu Zögern behaupten, dass die alten Ägypter nicht die Kenntnisse gehabt hatten, um Steinmonumente chemisch gegen Umwelteinflüsse zu imprägnieren. Es könnte also durchaus möglich sein, dass das riesige Monument von den gleichen Baumeistern errichtet wurde, die für den Pyramidenbau verantwortlich zeichneten.

Warum soll Chephren der Bauherr des Sphinx gewesen sein?

Khafre (Cha-ef-Rê, Chephren) war ein Nachfolger des Khufu (Cheops). Es gibt eine Stele des Thutmosis IV. In ihrer untersten Schriftzeile erscheinen die Buchstaben KHAF, sie brechen dann jedoch ab. Dies könnte ursprünglich durchaus möglicherweise KHAFRE geheißen haben, ist jedoch nicht mehr zu beweisen.
Es wurden in zwei Vertiefungen im Tempel zwei Statuen des Khafre (Chephren) gefunden. Eine davon hat die Form eines Sphinx und ist ohne Inschrift. Beide Figuren ähneln im Gesichtsausdruck dem Sphinx. Dieser Fund wird heute noch angeführt, um zu belegen, dass das Gesicht der Figur Chephren darstellen soll. Doch Frank Domingo, ein Spezialist der New Yorker Polizei, der von Berufs wegen Gesichter rekonstruiert, vermaß und fotografierte den Kopf des Sphinx und stellte fest, dass es keinerlei Übereinstimmung zwischen ihm und Khafre gibt.
Es gibt eine Inventar-Stele aus der 26. Dynastie, gefunden in einem Horustempel in der Nähe des Sphinx. Sie nimmt auf Handlungen des Pharao Khufu (Khafres Vorgänger) Bezug.
Wer hat nun die riesige Figur geschaffen? „Wir wissen nicht, wer sie gemacht hat”, sagt der Ägyptologe John A. West. Der Geologe Robert M. Schoch von der Universität Boston nimmt an, dass der Pharao den Sphinx zwar restauriert habe, „aber er hat ihn definitiv nicht gebaut”. Auch Schoch nimmt an, dass der Kern der Fi­gur 7000, wenn nicht 9000 Jahre alt sei.
Die einmal in die Welt gesetzte Annahme, Chephren sei der Bauherr des Sphinx, ist jedenfalls fest betoniert. Auch die japanische Wissenschaftler-Gruppe um den Ägyptologen Sakuji Yoshimura von der Waseda-Universität in Tokio, die in den achtziger Jahren die Cheopspyramide und den Sphinx untersuchten, glauben fest an die postulierten Pharaonen: „Einmal werde ich das Grabmal des Cheops finden. Vielleicht ist es gar nicht weit von der Pyramide entfernt”, meinte Yoshimura. Er hat es bisher nicht gefunden, trotz des Einsatzes modernster elektromagnetischer Abtastgeräte.
Aber er fand mit seinen elektronischen Geräten unter anderem einen Gang, der von der Nordwestwand der „Königinkammer” weg führt, von dem er glaubt, dass dieser Gang mit einem Labyrinth innerhalb der Pyramide in Verbindung steht. Weiterhin wies er beiderseits des Sphinx Gänge nach, die unter den Körper führen und auf mindestens einen Tunnel hindeuten. Dass die Cheopspyramide eine Grabstätte gewesen sei, davon sind jedoch auch die Japaner inzwischen abgerückt.
Graben durften die Japaner übrigens nicht, genauso wenig wie ihre französischen Kollegen, die zur gleichen Zeit dort tätig waren: Die verantwortliche ägyptische Behörde, die ägyptische Organisation für antike Objekte, verweigerte die Genehmigung dazu. Man fragt sich unwillkürlich, ob hier krampfhaft ein Status Quo aufrechterhalten werden soll?

Auch das Gesicht des Sphinx stellt - trotz fehlender Nase - keinesfalls das Gesicht von Pharao Chephren dar, wie man durch vielfache Vergleiche mit Chephren-Statuen herausgefunden hat. Über die fehlende Nase herrscht keine Einigkeit. Es gibt verschiedene Thesen: Napoleons Soldaten sollen mit Kanonen Zielschießen auf das Gesicht veranstaltet haben - dieses Gerücht ist inzwischen widerlegt, denn es würde Napoleons Interesse an den ägyptischen Altertümern widersprechen, die er mit einer ganzen Armee von Wissenschaftlern und Technikern detailliert dokumentieren ließ. So sollen es nun Mamelukken gewesen sein, die einst die Nase demolierten, aber auch das ist nicht gesichert. Tatsache ist, dass sie fehlt.
Der Kopf trägt den typischen Nemes-Kopfputz, eine spezielle Faltform des dem König vorbehaltenen Schals. Wenn die Figur jedoch um Jahrtausende älter als die Pharaonen-Kultur ist, dann könnte es genau umgekehrt sein, dass nämlich die Pharaonen diesen Kopfputz als „göttlich“ nachahmten!
Übrigens: Der Pyramidenbezirk mit dem Sonnentempel und dem Sphinx als Horizontbegrenzung stellt den „Horizont des Cheops” dar. Und hierzu finden wir wiederum Parallelen auf dem Mars! Der Sphinx wird bei den Altägyptern als „Harmachis Horus“ („Horus am Horizont”) bezeichnet. Kann man diese Figur mit dem Mars-„Gesicht am Horizont” vergleichen? Oder ist das zu weit gegriffen?
Und die alte Bezeichnung für die riesige Sphinx-Figur lautete Arho-Arhu, zu deutsch „Das hohe Ende und der Neuanfang”. Ein merkwürdiger Name für eine Figur, die sich am Stadtrand von Kairo befindet, der Stadt, die El Qâhira heißt, womit wiederum der Planet Mars gemeint ist!

Wo sind die Innenräume des Sphinx?

Eine Meldung aus dem Jahre 1913 zitiert den amerikanischen Ägyptologen Prof. G. A. Reisner (Harvard-Universität), der im Auftrag des Semitischen Museums von Harvard und dem Bostoner Museum für Schöne Künste auf dem Gizeh-Plateau in Ägypten zehn Jahre lang Ausgrabungen gemacht hat.
Reisner hat u. a. zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Mykerinos-Pyramide untersucht und war bei Ausgrabungen um den Sphinx, den Sphinxtempel und den Chephren-Taltempel beteiligt. Nach der veröffentlichten Meldung habe er im Inneren des Sphinx einen „der Sonne geweihten Tempel” gefunden. Dieser Tempel sei älter als die Pyramiden und müsse als das älteste Bauwerk der ägyptischen Geschichte angesehen werden. Weiterhin liege im Inneren des Sphinx der Pharao Menes begraben, der erste König Ägyptens, über den schriftliche Hinweise existieren. Er habe sich selbst zum Gott gemacht und die riesige Sphinx-Figur erbaut. Während der riesige Sphinx aus dem natürlichen Felsen herausgehauen sei, befänden sich im Inneren der Figur ...

„... Höhlen und Bauwerke, die darauf schließen lassen, dass ihr rätselhafter Riesenleib zu einer goldprangenden Stadt gehörte. Zahlreiche Tunnel führen in die Höhlen des Inneren, in die man bisher noch nicht eindringen konnte ... Vorläufig hat sich Reisner mit seinen Ausgrabungen auf den Raum im Kopfe der Sphinx beschränkt”.

Im Kopf des Monuments befinde sich ...

„... ein Saal von 60 Fuß Länge und 14 Fuß Breite. Der Raum steht durch Gänge im Zusammenhang mit dem Sonnentempel, der zwischen den Klauen der Sphinx sich erhebt. Henkelkreuze, die ein Symbol der Sonne darstellen, wurden zu Hunderten gefunden. ... Im Innern der Sphinx befinden sich auch kleine Pyramiden, die zeigen, dass man diese Form bereits lange vorher kannte, ehe die großen Pyramiden errichtet wurden. Professor Reisner hofft, bei seinen weiteren Forschungen unter den im Inneren der Sphinx befindlichen Reliquien viele Geheimnisse der ägyptischen Priester zu entdecken und der Welt nach Jahrtausenden eine neue Frühepoche ägyptischer Kultur zu erschließen.” [„Die neuesten Forschungen in der Sphinx”, in: Temps, Georg (Hrsg.): „Welt und Wissen”, Berlin-Schöneberg 1913, S. 114. Daraus die Zitate].

Weder über ein Vorhandensein dieser Räume im Sphinx noch über dort vorgefundene Gegenstände fand ich bisher in anderer Literatur definitive Hinweise. Das einzige ist eine Skizze angenommener Räume, wie sie aufgrund überlieferter Darstellungen angefertigt wurde. Auch sie spart Räume in der eigentlichen Figur aus. Selbst bei modernen Untersuchungen mit elektronischen Geräten werden Räumlichkeiten im Inneren des Sphinx nicht erwähnt. Gibt es sie überhaupt nicht oder warum werden diese Räume ignoriert? Wenn es sich hierbei um eine Falschmeldung gehandelt haben sollte, so könnte man in der entsprechenden Literatur doch wenigstens darauf hinweisen, dass es eine ist. Das Ignorieren von (Falsch- ?) Meldungen lässt unwillkürlich den Verdacht aufkommen, dass hier etwas verschleiert werden soll. Zu oft wurde diese Taktik zu diesem Zweck angewendet.
Auch Hartwig Munt zitiert das Hamburger Abendblatt vom 10.10.94 mit einer Meldung, wonach Arbeiter bei der Restaurierung an der Nordseite einen Geheimgang entdeckt hätten, der tief in das Innere hinein führe.

Gänge und Räume unter dem Sphinx

Der Sachbuchautor Erdogan Ercivan beschreibt in seinem Buch „Verbotene Ägyptologie“ einige der Gänge und Räumlichkeiten, die sich unter der großen Figur befinden sollen. Danach seien laut Prof. Mark Lehner schon vor 1998 Gänge und Hohlräume unter dem Sphinx bei den Ägyptologen bekannt gewesen. Nach einem 1995 gedrehten NBC-Film soll es dort insgesamt neun Hohlräume geben, die jedoch fast alle mit Wasser gefüllt seien. Dr. Zahi Hawass schreibt in seinem offiziellen Grabungsbericht:

„Die letzte Kammer, die wir fanden, war wahrscheinlich ein symbolischer Raum für den Gott Osiris ... In der späteren Periode der alten Ägypter wurde an der westlichen Seite des Schachts ein sechs Meter langer Tunnel angelegt, ... der einfach endet und nicht zu weiteren Kammern führt ... Aufgrund einiger Gegenstände bestimmten wir das Alter dieser Ebene auf 3550 Jahre.“

Der amerikanische Geologe Dr. Thomas L. Dobecki konnte 1993 einige rechteckige Anomalien unter den Vorderpfoten des Sphinx nachweisen:

„Die rechteckige Anomalie ... befindet sich etwa fünf Meter unter der Erdoberfläche und hat eine Höhe von neun Metern und eine Länge von zwölf Metern. Da dieser Hohlraum eine rechteckige Form aufweist und ziemlich groß ist, kann er von Menschenhand angelegt worden sein.“

Unterirdische Radaraufnahmen der Tiefentopografie von Dr. Borris Said zeigen einen Tunnel, der von der Rückseite des Sphinx-Hinterteils zu einem Raum in der Mitte des Talweges der Chephren-Pyramide führt. Von dort aus verläuft der Gang weiter und endet bei der Pyramide. Dieser sogenannte „Blindkorridor“ wird auch „Schwarze Kammer“ genannt. Direkt 18,83 Meter darunter befindet sich die „Grüne Kammer“ oder „Osiris-Kammer“, die 1996 von Dr. Zahi Hawass untersucht wurde.
Die „Osiris-Kammer“, die gänzlich mit Wasser gefüllt ist, liegt vierzig Meter unterhalb des Sphinx, ist 18,46 Meter lang, 15,78 Meter hoch und 5,43 Meter breit. Im westlichen Abschnitt befindet sich über der Decke ein 3 x 6 Meter umfassendes Bogenfeld. Der Bogen wird von fünf proto­dorischen Säulen gestützt und ist mit sechs Djedpfeilern skulpiert. Auf der restlichen Fläche von 52 Quadratmetern befinden sich weitere sechs Säulen, in der Mitte der Säulen ein aus Stein gearbeiteter Rundbogen. Zu dieser Kammer führen vier Verbindungsschächte:

1. Der „Blindkorridor“ am Sphinx-Hinterteil, der ursprünglich nach etwa acht Metern eine Sackgasse bildete, die aber inzwischen aufgebrochen ist,

2. der „Schornstein“ oder „Luftschacht“ südlich des Sphinxkörpers,

3. die „Rote“ oder „Kleine Kammer“ direkt fünf Meter unter den Vorderpfoten (die 1993 von Dr. Dobecki entdeckt wurde), welche mit rotem Granit ausgekleidet ist und vier Säulen enthält. Von ihrem Innenraum aus führt je ein waagerechter Gang in östliche und ein senkrechter Gang in südliche Richtung (zur „Osiris-Kammer“).

4. Der „Tunnelgang“ verbindet die „Osiris-Kammer“ mit den drei Ebenen des „Osiris-Schachts“. Er teilt sich nach etwa zweihundert Metern Y-förmig und führt jeweils unter eine der Großpyramiden.

Die gesamte Anlage ist mit Wasser gefüllt. Nur die „Rote Kammer“ konnte bisher trockengelegt werden.

Anregungen zum Nachdenken

•   Die riesige Figur des Mischwesens ist offensichtlich ebenso wenig von den Altägyptern erbaut worden wie die Gizeh-Pyramiden. Zu viel spricht dagegen, auch der Zeitfaktor. Doch wer hat die Figur dann errichtet? Gesetzt den Fall, die hochtechnisierten Erbauer der Pyramiden hätten auch die Sphinx-Figur errichtet:

•   Könnte es nicht so gewesen sein, dass die Figur im Ursprung gar keinen „Löwenkörper” besessen hatte, sondern aus einer riesigen abgerundeten Halle (einer Art massivem Bunker) bestand, in der irgendwelche Geräte oder Aufzeichnungen oder was auch immer gesichert für die Nachwelt (oder irgendjemand sonst) aufbewahrt werden sollte, und deren Eingang durch eine riesige Kopf-Skulptur gekrönt wurde? Selbst in heutiger Zeit werden (auch in Deutschland!) - allerdings in unterirdischen Stollen - alle möglichen Schriftstücke (auf Mikrofilm), das ganze Wissen unserer Zeit, eingelagert.

•   Betrachtet man die Bilder des Monuments genauer, so fällt auf, dass die „Tatzen” anscheinend in einer anderen Bauweise errichtet wurden. Man erkennt nicht nur hier deutlich zusammengefügte Steine.

•   Als Erklärung böte sich an, dass die Altägypter, nachdem sie ihr Reich gegründet hatten, an ihrer Spitze ein Pharao, diese Figur nutzten, wie sie die Pyramiden als Zeichen der Macht nutzten. Ob zu jenem Zeitpunkt ein Eindringen in die inneren Räumlichkeiten möglich war oder ob hier wirklich wichtige Geräte oder Überlieferungen gelagert wurden, die dann natürlich entsprechend gesichert waren, mag jetzt dahingestellt bleiben. Die Figur selbst ist jedoch ohne jeden Zweifel imposant und verleitet den Besitzer geradezu zum „Angeben”.

•   Eine Nutzung der Figur für eigene Zwecke könnte durchaus darin bestanden haben, den relativ schmucklosen Halbrundbau zu einem „Rücken” umzugestalten und vor der Figur und an ihrer Seite „Tatzen” anzubauen. Das würde auch keine großartigen bautechnischen Kenntnisse voraussetzen. Es würde jedoch für den jeweiligen Herrscher eine Identifikation der Figur mit irgendwelchen „Göttern” oder „Halbgöttern” erleichtern, mit Wesen - halb Mensch, halb Tier - die in der ägyptischen Mythologie recht häufig vertreten sind (wobei es hier keine Rolle spielt, ob es diese Wesen nun gab oder nicht).

Meiner Meinung nach liegt es auf der Hand, dass - wenn die Figur von den Erbauern der Pyramiden errichtet wurde und hier nicht von Anfang an ein Mischwesen dargestellt wurde - ein späterer ägyptischer Herrscher den schmucklosen Halbrundbau, der möglicherweise über dem Eingang bereits einen monumentalen Kopf besaß, der eigenen Ideologie angepasst und den Bau mit dem zeitgenössischen Prunk ausstaffiert haben könnte. So gesehen könnte es sogar der menschliche Nachahmungstrieb gewesen sein, der die ägyptischen Pharaonen nur deshalb mit ihrem typischen Kopfputz herumlaufen ließ, damit eine Ähnlichkeit zu der „göttlichen” Figur gewahrt blieb. Und es könnte der Grund dafür sein, dass sich die Pharaonen (jedoch nicht alle!) mit umgebundenen künstlichen „Kult“-Bärten schmückten, um eine Identifizierung mit dem „göttlichen” Sphinx zu demonstrieren, nicht umgekehrt.
Eine andere Version lautet, dass der Kopf ursprünglich ganz anders ausgesehen habe und er erst in ägyptischen Zeiten zu dem umgestaltet worden sei, wie er heute aussieht. Belegen lässt sich diese These jedoch ebenso wenig. Allerdings stimmen die Proportionen der Figur tatsächlich ganz offensichtlich nicht. Der Kopf ist in Relation zum Rumpf zu klein.
Warum man an den „Hochsicherheitstrakt” Löwenbeine angefügt hat, darüber lässt sich nur spekulieren. Ebenso wenig bin ich der Meinung, dass es sich bei dem Bauwerk um einen „Löwenkörper” handelt, nur weil man vorne Tatzen angefügt hat. Ein Löwenkörper sieht nur ähnlich aus. Auch ist es nicht so, dass der menschliche Kopf zwangsläufig ebenso alt wie der „Körper” sein muss, denn, wie auf den Fotos gut erkennbar, besteht der Kopf aus einem anderen, dunkleren Gesteinsmaterial als der verwitterte „Körper”. Es wäre also nicht ausgeschlossen, wenn der Kopf irgendwann nachträglich aufgesetzt worden wäre.
In der Hindu-Mythologie wird der Planet Mars als „Nr-Simha”, der Planet des Menschen-Löwen, bezeichnet. Hier sehen einige Forscher einen Zusammenhang zu der Spielerei, die man mit den Fotos des „Marsgesichtes“ machen kann, indem man eine Hälfte des „Marsgesichtes“ zur anderen Seite spiegelt. Die linke Gesichtshälfte nach rechts gespiegelt ergibt zusammen mit dieser eine Art Primatengesicht, die rechte Seite nach links gespiegelt ergibt zusammen mit dieser ein Löwengesicht. Ich halte diese Art von Vergleichen jedoch nicht für stichhaltig, auch wenn es zu begrüßen ist, dass man nichts unversucht lässt, um die Marsrätsel einen Schritt weiter zu entwirren und einen Zusammenhang zur Erde herzustellen.

Nochmal die Wasserschäden

Zurück zu den durch Wassereinfluss hervorgerufenen Schäden an der Figur. Wir halten fest:

Ich bin allerdings der Meinung, dass die hier sichtbaren Schäden tatsächlich aus älterer Zeit stammen, aus dem einfachen Grund, dass fast der ganze Körper der Figur mehrfach ausgebessert worden ist, nach Aussage der Ägyptologen über tausende von Jahren von den verschiedensten Pharaonen immer wieder. Tatsächlich (man vergleiche auf den Fotos) erscheinen die zur Reparatur eingesetzten Steinblöcke auch heute noch relativ neu. Das heißt, dass es schon vor der von mir postulierten Katastrophe Reparaturarbeiten an der in Mitleidenschaft gezogenen Figur gab, denn nach der Katastrophe gab es keine Pharaonen mehr, die hier Reparaturarbeiten durchführen konnten. Die wenigen Überlebenden hatten anderes zu tun, als Steinfiguren zu reparieren.
Es stellt sich die Frage, wie die Figur bzw. der über den Sphinx-Grubenrand herausschauende Kopf „kompatibel“ zu einer Superflut sind, die in der Lage war, etwa die Verkleidungssteine der Pyramiden abzuschälen. Wenn eine derartige Wassermasse über das Land herein bricht, hätte sie eigentlich den herausschauenden Kopf regelrecht abrasieren oder zumindest sehr stark beschädigen müssen, was jedoch offensichtlich nicht der Fall war.
Dazu kann ich nur sagen: Offensichtlich muss die Flutwelle an dieser Stelle stark abgebremst worden sein. Möglicherweise stand die Figur zufälligerweise in einer Art Strömungsschatten, hervorgerufen durch die Pyramiden, die hier regional einen Teil der Wasserwucht abfingen. Dieser Strömungsschatten kann jedoch nicht allzu groß gewesen sein, denn der am Fuß des Sphinx stehende Sphinx-Tempel wurde geschädigt, und der ebenfalls nahe bei der Figur stehende Chephren-Taltempel zeigt deutliche Wasser-Auswaschungen an den Außenwänden.
Man kann also aufgrund der vorhandenen Tatsachen nur feststellen, dass der Sphinx-Kopf ganz offensichtlich so gut wie nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Gründe dafür müssen erst noch gefunden werden.


© 2008 Gernot L. Geise, veröffentlicht im SYNESIS-Magazin Nr. 3/2008