Wie sicher sind Sicherheitskontrollen am Flughafen?

Wir werden täglich damit konfrontiert, dass seit dem 11. September 2001 der Terrorismus zugenommen hat, und dass demgemäß „zum Schutz vor dem Terrorismus“ unsere Freiheit eingeschränkt werden muss. Insbesondere die Flughäfen sind ein sensitives Thema, denn - wie man uns nach dem 11. September erzählt hat - selbst eine kleine Nagelfeile könne zu einer Mordwaffe werden, weshalb es verboten wurde, selbige im Handgepäck mit ins Flugzeug zu nehmen, geschweige denn andere „Mordwaffen“.

Abgesehen davon, dass ein potenzieller Terrorist, der es auf ein Flugzeug abgesehen hat, wohl kaum die Sicherheitskontrollen durchlaufen wird. Dazu ist das Risiko einer Entdeckung für ihn viel zu groß. Er wird sich in aller Seelenruhe in einer Einflugschneise postieren, von dort aus ein Flugzeug abschießen und dann völlig unbehelligt verschwinden, während sich Polizei und Rettungsmannschaften um das abgeschossene Flugzeug kümmern.

Der Normalbürger, der ja schließlich vor solchen Übeltätern geschützt werden soll, wird hingegen bei den Sicherheitskontrollen auf dem Flughafen teilweise menschenunwürdig behandelt, natürlich nur zu seinem Besten! Dabei sind die Kontrollen durchaus von Flughafen zu Flughafen unterschiedlich. Während man auch vor dem 11. September bereits durch eine „Sicherheitsschleuse“ gehen und vorher ggf. die Jacke ausziehen musste, arteten die Kontrollen danach aus. Ich hatte es im Jahr 2005 selbst erlebt, dass ich mich auf dem Münchener Flughafen bei der Kontrolle in einer Stoffkabine bis auf die Unterwäsche ausziehen musste. Bei späteren Flügen beschränkte man sich darauf, dass der Gürtel aus der Hose gezogen (wie kann man eigentlich in einem Gürtel Sprengstoff oder eine Waffe verstecken?), alle Taschen geleert und die Schuhe ausgezogen werden mussten. Alle persönlichen Utensilien in einen Plastikkorb, der dann zusammen mit dem Handgepäck durchleuchtet wurde.

Seit 2006 hat dann die EU verschärfte Anweisungen ausgegeben, wonach keine Flüssigkeiten mehr mit in die Kabine genommen werden dürfen, Ausnahme: kleinere Mengen Parfüm, Cremes o. ä. mit weniger als 100 ml in speziellen verschlossenen Klarsicht-Plastiktüten. Man hat anscheinend eine Heidenangst vor Attentatsversuchen, wenigstens erscheint es einem so, denn die Flugzeug-Passagiere sind eher durch die Vorschriften als vor eventuellen Terroristen genervt. Ich habe selbst gesehen, wie bei der „Sicherheitskontrolle“ Fluggäste unter Protest Flaschen mit Alkohol, Haarwaschlotion, Deospray usw. abgeben mussten und nicht mit an Bord nehmen durften. Was stellt man sich eigentlich vor? Dass ein böser Terrorist mit einer Alkoholflasche ins Flugzeug-Cockpit geht und die Piloten zwingt, diese auszutrinken, damit sie in betrunkenem Zustand das Flugzeug zum Absturz bringen? Interessanterweise nützt es gar nichts, das Zeug an der Kontrolle abzugeben, denn spätestens im Flugzeug kann man diese Dinge neu kaufen.

Gut, das Handgepäck wird bei der Sicherheitskontrolle durchleuchtet, wobei ein mitgeführter Notebook-Computer daraus entnommen und separat durchleuchtet werden muss. Wozu das gut sein soll, weiß wohl auch keiner, denn auf ägyptischen Flughäfen kann das Notebook im Handgepäck bleiben. 2005 musste noch die Kamera aus dem Handgepäck entnommen und ausgelöst werden. Ich richtete den Fotoapparat natürlich auf den Sicherheitsbeamten, der sofort erschreckt aus der „Schussline“ sprang.

Auf einem Bildschirm bei der Kontrolle sah ich, was die Überprüfer in den durchleuchteten Handgepäcken so sehen: ein Durcheinander von nicht identifizierbaren Gegenständen. Kameras und andere massive Gegenstände können nicht durchleuchtet werden und bilden sich schwarz ab. Demgemäß an alle potenziellen Attentäter: Ihr könnt Eure Waffen oder Sprengstoff ganz bequem ins Flugzeug schmuggeln, indem sie zwischen Kameras, Netzteilen und Kabeln versteckt werden. Die Kameras schirmen den Durchblick des Kontrolleurs prima ab!

Bei meinem Ägypten-Flug im August 2008 waren die Kontrollen auf dem Münchener Flughafen im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zurückgefahren worden. Der Gürtel blieb in der Hose, die Schuhe blieben an, nur der Inhalt der Hosentaschen musste in einen Plastikkorb zur Durchleuchtung herausgenommen werden. Da ich es wissen wollte, wie genau es mit den Kontrollen genommen wird, hatte ich in meinem Handgepäck-Trolly neben der Film-/Fotoausrüstung und dem Notebook auch meinen „Kulturbeutel“ mit Haarshampoo, Deo, Nagelfeile (!), Schere (!) usw. Die Flüssigkeiten hatte ich natürlich nicht in dem vorgeschriebenen verschließbaren Plastikbeutel verpackt. Doch keiner der Sicherheitsbeamten hatte trotz Durchleuchtung des Gepäcks etwas daran auszusetzen. Dasselbe in Ägypten auf dem Flughafen Luxor bei der Rückreise. Da fragt man sich schon, was der ganze Unsinn mit den Vorschriften soll?

Ich unterhielt mich in Luxor mit einem anderen Touristen, der aus Düsseldorf kam. Er erzählte mir, dass dort wesentlich strengere Kontrollmaßnahmen durchgeführt werden. Es gibt also anscheinend gar keine bundesweit einheitlichen Vorschriften, was wie und wo kontrolliert werden soll, oder sie werden unterschiedlich angewendet. Nach meinen Erfahrungen mit dem Münchener Flughafen bin ich jedenfalls zu der Erkenntnis gekommen, dass die an den Fluggästen vorgenommenen „Sicherheitskontrollen“ einzig dazu dienen, die Fluggäste zu drangsalieren (und vielleicht Arbeitsplätze zu schaffen?). Wenn wirklich jemand eine Waffe oder Sprengstoff in ein Flugzeug schmuggeln will, so ist das meiner Meinung nach trotz „Sicherheitskontrolle“ möglich.


© 2008 Gernot L. Geise, veröffentlicht im SYNESIS-Magazin Nr. 5/2008