Kernbohrungen im alten Ägypten

Recht seltsam mutet es an, dass die altägyptische Kultur offensichtlich völlig aus dem Nichts entstanden ist. Wo vorher - auch archäologisch - nichts nachweisbar ist, bildete sich innerhalb kürzester Zeit eine völlig ausgereifte Kultur heran, die ihresgleichen auf der Erde suchte. Und nicht nur das: eine ausgereifte Kultur, die in dieser Perfektion in späteren Dynastien nie mehr erreicht wurde!

•   Es wurden perfekte über- und unterirdische Anlagen, Tempel, Paläste und weitere Bauwerke gebaut, die ohne Vorläuferkonstruktionen sind. Dazu wurde eine Steinbearbeitung und ein Transportsystem für diese tonnenschweren Blöcke eingesetzt, wie sie später nie mehr zum Einsatz kamen.

•   Dazu entstand quasi aus dem Nichts ein unglaublich hoher mathematischer, medizinischer und bautechnischer Wissensstand, das plötzlich einsetzende hohe künstlerische Niveau ohne Vorläuferkunstwerke, die eine kontinuierliche Entwicklung aufzeigen würden.

•   Es wurde eine ausgefeilte (Bilder-) Hieroglyphenschrift angewendet, zu der parallel eine ausgereifte Schreibschrift benutzt wurde. Diese Schrift war plötzlich vorhanden, ihr Ursprung ist bisher nicht gefunden worden. Auch fehlen zu der Schrift Vorentwicklungen, zumal sie parallel zu anderen Schriften in Ägypten existierte. Bezüglich der schon damals vorhandenen Form der Hieroglyphen und der Kursivschrift wies der britische Ägyptologe W. Emery nach, dass die Schriftsprache zwangsläufig zwar eine Entwicklungsperiode hinter sich gehabt haben muss, deren Nachweis durch Funde bisher jedoch nicht belegt werden konnte [Andreas/Davies, Das verheimlichte Wissen, S. 23].

•   Es entstanden aus dem Nichts eine ausgeklügelte Infrastruktur, eine Beamtenhierarchie, Gesetze, medizinische Versorgung, Religionen usw.

•   Es war plötzlich ein perfektes, ausgeklügeltes Kalendersystem vorhanden - auch das erhielten die Altägypter von ihren „Göttern” (Der Kalender wurde allerdings im Laufe der Jahrhunderte immer schlechter) [Sellers, Jane B., The Death of Gods in Ancient Egypt, London 1992, S. 328 ff.]. Dieses System beruhte auf exakten astronomischen Messungen, das wiederum ein Ergebnis von jahrhunderte- wenn nicht jahrtausendelanger Beobachtung sein muss.

•   Wissenschaft und Kunst waren urplötzlich vorhanden.

•   Auch der amerikanische Pyramidenexperte John Anthony West ist der Meinung:

    „Jeder Aspekt des ägyptischen Wissens scheint von Anfang an vollendet gewesen zu sein. Die naturwissenschaftlichen, die künstlerischen und baulichen Techniken sowie das System der Hieroglyphen weisen praktisch keine Zeichen einer ,Entwicklungsperiode’ auf; viele Leistungen der frühen Dynastien wurden später nie mehr übertroffen.“ [Ercivan, Verbotene Ägyptologie, S. 47].

Dies alles soll innerhalb von wenigen Jahrhunderten aus einer relativ primitiven, neolithischen Siedlerkultur entstanden sein [Andreas/Davies, Das verheimlichte Wissen, S. 22]. Die erhaltenen mathematischen, literarischen und medizinischen Papyri belegen, dass dieses Wissen jedoch bereits in der 1. Dynastie weit entwickelt war.

Hier stimmt doch etwas nicht! Was ging hier vor? Ein perfekter Staat kann nicht aus dem Nichts entstehen. Oder doch? Wie sieht es denn mit Sumer aus? Auch hier dasselbe Bild. Was ist mit Südamerika? Auch hier dieselben Anzeichen.

Nach Ansicht unserer Wissenschaft geht jeder Errungenschaft, ob Baukunst, Schrift oder Staatskunst, immer eine gewisse Zeit voraus, in der die jeweilige Entwicklung nachvollziehbar ist. Als Beispiel nehme man ein Auto aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts und vergleiche es mit unseren heutigen. Man kann unschwer eine Weiterentwicklung feststellen. Gemessen an Altägypten sieht das jedoch so aus, als ob wir ohne Vorkenntnisse plötzlich ein heutiges Auto gebaut hätten.

Wer oder was war für den gigantischen Entwicklungsschub der alten Ägypter verantwortlich?
Die ältesten Überlieferungen sprechen - wie überall auf der Welt - von „Göttern”, die den Menschen ihre Fertigkeiten beigebracht hätten. Die sie gelehrt hätten, wie man Felder bestellt, Häuser baut, Werkzeuge anfertigt, die sie Lesen und Schreiben gelehrt hätten - die Aufzählung lässt sich (fast) unbegrenzt fortsetzen. Doch für unsere Historiker sind das alles unrealistische Märchen.
Wenn man außerirdische Intelligenzen ausklammert, bleibt nur eine ehemalige Hochkultur übrig, die - da sie heute nicht mehr nachweisbar ist - später durch eine (oder mehrere) Großkatastrophen von der Erdoberfläche verschwand.

Wie könnte eine solche Hochkultur ausgesehen haben? Ist es realistisch, anzunehmen, dass sich irgendwo auf der Welt ein Volk kulturell und technologisch so weit entwickelt haben könnte, dass es zumindest unseren Technologiestand erreicht hat? Und das unabhängig von allen anderen Völkern, die vergleichsweise auf „Steinzeit“-Niveau lebten? Eine andere Frage: Gibt es nicht auch heute noch Völker auf unserer Erde, die ein „primitives“ Leben führen und von unseren „Segnungen der Zivilisation“ unbeleckt sind? Vorstellbar wäre es schon, dass einst eine solche Hochkultur existierte, die - ganz ähnlich, wie wir es durch „Entwicklungshelfer“ machen - vielleicht eine Art Entwicklungshilfe leisteten, indem sie „unterentwickelten“ Völkern Wissen brachten. Das kann durchaus etwa mit dem Hintergedanken geschehen sein, spätere Handelspartner zu bekommen.
Obwohl diese Zivilisation aufgrund einer Katastrophe untergegangen war, könnten einige kleine Gruppen ihr Wissen und einen Teil ihrer Hochtechnik gerettet haben, während der Großteil des „normalen” menschlichen Bevölkerungsrestes auf Steinzeit-Niveau herab sank. Bereits nach einigen Generationen dürften nur noch vage Erinnerungen an Unbegreifliches - das demnach „göttlich” gewesen sein musste - vorhanden gewesen sein.
Und dann kamen einige der überlebenden Elite, die noch Teile ihrer Hochtechnik beherrschten, und versuchten als Lehrer, die auf „Steinzeit-Niveau” lebenden Menschen wieder an ihre hochstehende Vergangenheit heranzuführen, für die eine solch unbegreifliche Hochtechnologie nur noch „göttlich” sein konnte. Also mussten die Lehrer, und wenn sie noch so sehr wie Menschen aussahen, zwangsläufig auch „Götter” sein!
Diese Lehrer waren bestimmt nicht diejenigen, unter deren Regie die Gizeh-Pyramiden errichtet wurden. Diese Monumente dürften bei ihrem Eintreffen noch aus früherer Zeit vorhanden gewesen sein, jedoch konnten sie wahrscheinlich den „Eingeborenen” gegenüber - auch mit technischen Demonstrationen - eine Verbindung zwischen ihnen und diesen Bauwerken beweisen.

Dioritbearbeitung

Zu jenem Zeitpunkt muss noch ein gewisser Teil an technischen Geräten vorhanden gewesen sein, denn verschiedene Funde belegen das - sofern diese Funde nicht aus „grauer Vorzeit” stammen:
Inschriften auf einigen Dioritschalen, die heute in die Vierte Dynastie datiert werden, zeigen Hieroglyphen, die ...

„... mit einer frei schneidenden Spitze eingeritzt [wurden]; sie sind nicht zerkratzt oder herausgemahlen, sondern durch den Diorit gezogen, was zu rauen Rändern führte ... Da die Linien nicht breiter als 0,017 Zentimeter sind, muss die Spitze härter als Quarz und von extremer Festigkeit gewesen sein. Bei einer Stärke von nicht mehr als 0,01 Zentimetern wäre sie sonst zersplittert. Die Parallelen haben nur einen Abstand von 0,08 Zentimetern.” [W. M. Flinders Petrie, The Pyramids and Temples of Gizeh, S. 78].

In diesem Beispiel kamen Werkzeuge zum Einsatz, die in der Lage waren, das enorm harte Diorit, das erheblich fester als Eisen ist, mit einer ungewöhnlichen Präzision geradezu spielerisch zu bearbeiten.
Wie - wenn nicht mit einer hochstehenden Technik - wurden Steingefäße hergestellt, die aus u. a. extrem harten Materialien wie Diorit, Basalt, Quarzkristall oder auch aus Schiefer bestehen, wobei man bis heute nicht weiß, wie sie ausgehöhlt wurden? Unter anderem fand man mehr als 30.000 dieser Gefäße in den Kammern der so genannten Stufenpyramide in Saquarra.
Viele dieser Gefäße sind dickbauchige Vasen mit langen Hälsen und zum Teil völlig ausgehöhlten Schultern, monolithische Urnen mit feinen Zierhenkeln, ausladende Vasen mit extrem schmalen Öffnungen oder winzige Fläschchen, absolut glatt poliert. Wir kennen bis heute kein Verfahren, wie man solche Gefäße herstellen könnte, zumal keinerlei erkennbare Werkzeugspuren vorhanden sind [Hancock, Die Spur der Götter, S. 364 f.].

Kernbohrungen

Und wie verhält es sich mit den Kernbohrungen in Granit- und Dioritgestein, die man etwa rund um die Tempelanlage des Sahure im rund fünfzehn Kilometer von den Pyramiden von Gizeh entfernten Abusir fand, und die nur mit modernen Kernbohrungen verglichen werden können? Hatten die Altägypter etwa Geräte mit Diamantbohrer im Einsatz? Bisher fand man keine dieser Geräte oder auch nur Hinweise darauf. Die Kernbohrungen mit zum Teil noch erkennbaren, nicht herausgelösten Bohrkernen lassen sich jedoch nicht weg diskutieren.

Kernbohrungen - das hört sich so unscheinbar an. Jeder weiß heute, dass ein Elektriker, wenn er eine Steckdose in die Wand legen will, zuvor ein Loch hinein bohren muss. Dazu spannt er in seine Bohrmaschine einen Bohrkranz im Durchmesser der Steckdose ein und macht damit in der Wand eine „Kernbohrung“. Der stehen gebliebene Rest in der Mitte wird herausgebrochen, und schon hat man ein schönes rundes Loch. Genauso funktioniert es, wenn man eine Kernbohrung in härteres Gestein anfertigen will, allerdings nicht so einfach. Man benötigt dazu nämlich Hochleistungsbohrmaschinen und Bohrkränze, die mit Widiazähnen bestückt sind. Widia ist die Fachbezeichnung für extrem gehärteten Stahl (setzt sich zusammen aus „WIe DIAmant“) und kommt etwa in Steinbohrern zum Einsatz.
Das Prinzip der Kernbohrung ist bei uns erst seit Ende der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts bekannt. Kritiker sprachen deshalb damals beim Auffinden der ägyptischen Kernbohrungen von neuzeitlichen Fälschungen, doch schon in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts berichtete der weltbekannte Ägyptologe Flinders Petrie über diese Bohrlöcher. Wie die Ägypter Löcher in das Dioritgestein bekommen haben, ist bisher umstritten. Allerdings gibt es schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts einige Erklärungen für die Kernbohrtechnik der alten Ägypter, insbesondere von Uvo Hölscher (1912), Lucas und Harris (1962) und Dieter Arnold (1991).
Mittels experimenteller Archäologie haben verschiedene Forscher im letzten Jahrhundert versucht, mit  auf alten Zeichnungen basierenden Kupferwerkzeugen und allen möglichen Schleifmitteln, etwa Quarzsand, ähnliche Kernbohrungen nachzustellen, und angeblich gelang das auch. Bei der Herstellung von altägyptischen Kernbohrungen müssen wohl tatsächlich Kupferwerkzeuge zum Einsatz gekommen sein, weil man in verschiedenen Kernbohrungen Reste von Grünspan entdeckt hat. Grünspan ist ein Gemisch giftiger basischer Kupferacetate, das sich auf Gegenständen aus Kupfer und Messing - beispielsweise bei Einwirkung von sauren Fruchtsäften - bildet.
Die mittels der experimentellen Archäologie nachgebauten röhrenförmigen Kupfersägen nutzten sich zwar sehr schnell ab, aber der eigentliche Bohrvorgang konnte in langwieriger Arbeit nachvollzogen werden, wobei sich merkwürdigerweise ganz normaler Sand am besten bewährte, während Diamantstaub beim Bohrvorgang regelrecht zerbröselte. Nicht geklärt ist allerdings, ob man mit dieser Methode auch Löcher in Granit oder Diorit gebohrt hat. Die Forscher arbeiteten mit Steinwerkzeugen zunächst eine Vertiefung aus dem Block, der später die Kernbohrung enthalten sollte, damit der Rundbohrer beim Drehen nicht seitlich abrutschen konnte.

Schmale Nuten und eingefräste Hieroglyphen

Auch in der Tempelanlage von Karnak und anderswo befinden sich Kernbohrungen. Und in Karnak findet man auch glatt polierte Blöcke aus Rosengranit mit zwei Millimeter breiten völlig geraden Nuten, von denen man bis heute nicht weiß, wie sie in die Blöcke eingefräst worden sein könnten und welchem Zweck sie dienten.
Ein weiteres, kaum beachtetes Detail sind die Stelen, Steinplatten und -blöcke aus Rosengranit oder anderen Granitsorten, die fein säuberlich mit Hieroglyphen versehen sind. Man nimmt das alles als gegeben hin, aber wer macht sich schon einmal Gedanken darüber, wie diese Hieroglyphen in den Stein kamen? Granit hat die Eigenschaft, aufgrund seiner Härte ziemlich spröde zu sein, und jedes Bearbeiten mittels Schlagwerkzeugen muss zwangsläufig zu einem Splittern des Materials führen, was jeder selbst an einem Granitstein ausprobieren kann. Die vorhandenen Hieroglyphen sind jedoch sauber gearbeitet, hier lässt sich noch nicht einmal ansatzweise ein Aussplittern an den Bearbeitungsrändern erkennen! Eine solche Steinbearbeitung kann nur mit einem Fräsgerät oder Bohrer gemacht werden. Diese Technologie stand jedoch damals nicht zur Verfügung.

Im Ägyptischen Museum in Kairo sieht man auch Granitplatten mit eingeritzten (oder mittels Hämmerchen und kleinem Meißel) Hieroglyphen, bei denen die Ränder tatsächlich (ausnahmslos!) ausgesplittert sind, eine typische Eigenart für eine Bearbeitung durch Schlagwerkzeuge. Man kann die Hieroglyphen als solche deshalb trotzdem erkennen, aber sie sind eben nicht so sauber ausgeführt wie beispielsweise im Karnak-Tempel.
Handelt es sich hierbei etwa um die sichtbaren Ergebnisse des Einsatzes von Hochtechnologie-Geräten? Es sieht ganz so aus!

Übrigens, ganz am Rande: Alle Pharaonen wurden mit der Doppelkrone von Ober- und Unterägypten abgebildet (teilweise auch mit anderen Kronen). Wieso hat man bis heute eigentlich keine einzige dieser Kronen gefunden, selbst nicht im Grab von Tutenchamun? Besaßen die Pharaonen sie wirklich, oder handelt es sich um symbolische Darstellungen, wie etwa im christlichen Glauben die Darstellung von Heiligenscheinen?

Literatur

Andreas, Peter/Davies, Rose Lloyd: ,,Das verheimlichte Wissen“, Interlaken 1984.

Ercivan, Erdogan: „Verbotene Ägyptologie“, Rottenburg 2001.

Hancock, Graham: „Die Spur der Götter”, Bergisch Gladbach 1995.

Petrie, W. M. Flinders, The Pyramids and Temples of Gizeh, London 1990.

Sellers, Jane B.: „The Death of Gods in Ancient Egypt“, London 1992.


© 2008 Gernot L. Geise, veröffentlicht im SYNESIS-Magazin Nr. 2/2008