Falsche Namen und Bezeichnungen

Zur heillosen Irreführung in der Ägyptologie tragen nicht unwesentlich die Bezeichnungen und Namensgebungen der frühen Ägyptologen bei, die ihrer Fantasie nach Herzenslust freien Lauf lassen konnten - und wo ihre Benennungen nicht so ganz mit dem Vorgefundenen übereinstimmte, da half man nach, indem man das Vorgefundene so lange „zurecht bog”, bis schließlich doch noch die eigene Theorie bestätigt wurde. Oft genug ließ man auch Funde verschwinden, die nicht in die eigene Theorie passten...

Pharao Cheops (Khufu)

Es beginnt bekannterweise mit der „Cheopspyramide”, die weder von einem Pharao Cheops (ägyptisch: Khufu oder Chufu) erbaut wurde, noch irgendetwas mit ihm zu tun hatte. Der Name Cheops stammt aus dem Griechischen. Und einen König Cheops (Khufu) gab es mit großer Wahrscheinlichkeit überhaupt nicht, auch wenn ein kleines, unscheinbares, etwa sieben Zentimeter hohes Elfenbeinfigürchen, das man nicht etwa in Gizeh, sondern beim alten Osiristempel von Abydos gefunden hat, als Abbild des Pharao Cheops bezeichnet wird.

Bekannt ist inzwischen auch die Geschichte eines der größten Fälscher in Bezug auf die Pyramiden, des englischen Obersten Richard Howard Vyse, der, nachdem er sich mit Dynamit den Weg freigesprengt hatte, in den „Entlastungskammern” über der „Königskammer” in der Großen Pyramide eigenhändig die Kartusche von Cheops malte, um der Welt zu beweisen, dass diese Pyramide in dessen Auftrag errichtet worden sei (Heinsohn/Illig, Wann lebten die Pharaonen?, S. 327).
Vyse hat nicht nur diese gefälscht, sondern auch gleich die Königskartuschen bei den Pyramiden von Mykerinos und in Saqqara. Sein Betrug war so gut ausgeführt, dass er erst Jahrzehnte später aufgedeckt wurde, und so konnte sich die Falschbezeichnung „Cheopspyramide” in aller Literatur festsetzen und Vyse als der glorreiche Entdecker ihres angeblichen Bauherren gleich mit. Tatsächlich wird Vyse wegen seiner Forschungsergebnisse heute noch in den höchsten Tönen ge­lobt (Stadelmann), obwohl bei seiner „Pyramidenuntersuchung” wirklich nicht von „Forschung” geredet werden kann, eher von gewaltsamer Ausplünderung. So hat er, wie gesagt, nicht davor zurückgeschreckt, sich mit Sprengladungen Zugang zu den „Entlastungskammern” der Cheopspyramide zu verschaffen. Zuvor hatte er eine riesige Bresche in das Mauerwerk der Südfassade gesprengt. Den Steinsarkophag in der Mykerinospyramide ließ er heraus schaffen, indem er gewaltsam den Pyramidenzugang verbreiterte, und verschiffte ihn dann nach England. Leider versank das Schiff mitsamt dem Sarkophag unterwegs in einem Sturm und ist seither verschollen.
Solch ein Mann wird heute noch als „Forscher” gelobt. Ich misstraue einem solchen Mann und dem, was ihm als „Forschungsergebnisse” zugeschrieben wird, zutiefst, denn es heißt nicht ohne Grund: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht ...”
Howard-Vyse fälschte eigentlich überaus dilettantisch, denn einige der Hieroglyphen, die er an die Wände der „Entlastungskammern” malte, stehen auf dem Kopf, andere enthalten orthografische oder grammatikalische Fehler und wieder andere sind unidentifizierbar. Solche Fehler wären den alten Ägyptern nie unterlaufen. Die als „Steinbruchzeichen” hingestellten Inschriften lauten:

„Die Arbeitsgruppe, wie mächtig ist die weiße Krone des Chnum-Chufu. Chufu. Jahr siebzehn” [Edwards, I. E. S., Die Ägyptischen Pyramiden, S. 180; Lemesurier, The Great Pyramid. Your Personal Guide, Shaftesbury 1987, S. 71, zitiert in Hancock, S. 336].

Die Wissenschaft übernahm freudig seine Definition, es sei der Beleg, dass Chufu (Cheops) der Bauherr der Pyramide gewesen sei. Doch die Hieroglyphe „Chnum-Chufu” sagt nicht mehr und nicht weniger als „Der Gott Chnum beschützt mich” aus. Ein solcher Fehler hätte Vyse jedoch nicht unterlaufen dürfen, wenn er ein wenig mehr Wissen gehabt hätte, denn Chnum war ein Gott Oberägyptens und in der Gizeh-Region niemals ansässig! (Stöber, Herr der Götter, S. 297)
Doch diese plumpe Fälschungsaktion will die Ägyptologie nicht als solche erkannt haben und bestreitet sie bis heute ...
Merkwürdigerweise sind nirgendwo in der ganzen Cheopspyramide vergleichbare oder ähnliche Zeichen vorhanden.

Die sogenannte Inventarstele

Genauso merkwürdig ist es, dass der einzige Gegenstand, auf dem Chufu überhaupt erwähnt wird und der ihn mit der Pyramide in Zusammenhang bringt, die sogenannte Inventarstele ist, die von dem französischen Archäologen Jean Pierre Mariette um 1850 in den Ruinen des Isis-Tempels in der Nähe der Großen Pyramide gefunden wurde, und die sich heute im Ägyptischen Museum in Kairo befindet. Aufgrund der Inschrift auf dieser Stele hat er die Große Pyramide eben nicht gebaut, weil sie bereits vorhanden war, als er regierte, denn die Inschrift sagt aus, dass die Große Pyramide und auch der Sphinx bereits standen, als Chufu erschien. Die Große Pyramide sei von der Göttin Isis als „Herrin der Pyramide” errichtet worden. Die Gizeh-Anlage wird auf der Inventarstele als „Haus des Osiris, des Herrn von Rôsta” bezeichnet. Rôsta war der alte Name von Gizeh (Breasted, J. H., Ancient Records of Egypt. Historical Documents from the Earliest Times to the Persian Conquest, S. 85, zitiert in Hancock, Die Spur der Götter, S. 384). Eine der drei kleinen Mini-Pyramiden an der Ostseite der Großen Pyramide neben dem Tempel der Göttin sei die Cheopspyramide, die Cheops für die Prinzessin Henutsen, eine Frau Chufus, errichten ließ (Breasted, J. H., Ancient Records ..., S. 85, zitiert in Hancock, Die Spur der Götter, S. 337).
Die Archäologen haben inzwischen bestätigt, dass eine der drei kleinen Pyramiden, die neben der Großen stehen, Henutsen gewidmet war (Sitchin, Stufen zum Kosmos, S. 284 ff.). Allerdings wird die Inventarstele aufgrund dieser Inschrift von den Ägyptologen ignoriert (Was nicht sein darf, ist auch nicht ...).
Wenn der Sphinx und die Große Pyramide zu Chufus Zeiten jedoch bereits standen, darf man wohl davon ausgehen, dass die beiden anderen großen Pyramiden auch schon standen.
Wie kam man eigentlich dazu, die Große Pyramide Cheops zuzuordnen, wo sie doch völlig schmucklos ist und keinerlei Beschriftungen zeigt? Das hängt einzig und allein mit den schon zitierten roten Zeichen in den versiegelten Kammern über der „Königskammer” zusammen, die der „Entdecker” Howard Vyse als Steinmetzzeichen aus Chufus 18. Regierungsjahr ausgab. Weiterhin lokalisierte man in unserer heutigen Zeit nahe der Pyramidenseiten inzwischen fünf Bootsgruben, in denen Boote lagen, die man nun flugs dem Cheops als „Kultboote” zuordnete. Es mag ja sein, dass das zutrifft. Irgendein Pharao wird dieses gigantische Monument schon als Demonstration seiner Macht für sich in Anspruch genommen haben. Aber Erbauung und Nutzung sind zwei völlig voneinander verschiedene Begriffe. Das eine hat nicht zwangsläufig etwas mit dem anderen zu tun. So auch hier nicht.

Genauso fragwürdig wie Chufu alias Cheops sind seine angeblichen Verwandten Bacha´ef bzw. Cha-ef-rê bzw. Chawefrê (Chephren) und Menkew-Rè (Menkaure, Mykerinos), denen die beiden Nachbarpyramiden zugeordnet werden. Falls es sie als Herrscher gegeben haben sollte, ist es überaus fraglich, ob bei ihnen eine verwandtschaftliche Beziehung bestand. Darüber sind sich noch nicht einmal die Ägyptologen einig.
Die ganzen Zuordnungen sind allesamt keine Fakten, sondern einzig und allein fantasievolle Annahmen der Ägyptologen, ohne jeglichen Beleg oder Beweis.
Wenn die Archäologen heute den Nachweis erbracht haben wollen, dass die umliegenden Anlagen um die Pyramiden - beispielsweise die Taltempel oder auch die „Kultboote” - den jeweils genannten Pharaonen zuzuordnen seien, so ist das - meiner Meinung nach - höchst fragwürdig und kaum belegbar.  Schließlich lagen auf den zerlegten „Kultbooten“ keine Zettel mit der Aufschrift „Dieses Boot gehört Pharao Soundso“. Doch selbst wenn die Zuordnungen stimmen, so ist das höchstens der Hinweis dafür, dass die Pyramiden eben nicht von ihnen erbaut, sondern nur genutzt wurden! Denn die altägyptischen Tempel - mit Ausnahme der Gizeh-„Tempelanlagen” - zeigen in der Tat die übliche überschäumende ägyptische Verzierungspracht, was den Pyramiden völlig fehlt.

Bei den Innenräumen der Pyramiden verhält es sich mit der fantasievollen Falschnamensgebung ähnlich, nicht nur bei „Königskammer”, „Königinkammer”, „Großer Galerie” usw., sondern auch bei den sogenannten ,,Luftschächten”, die gar keine sein konnten, weil nur zwei Stück eine Verbindung (die in der „Königskammer“) nach außen haben. Und selbst diese Verbindungen sind erst in unserer Zeit hergestellt worden. Vorher waren es Blindschächte. Es sind dies alles Bezeichnungen, die willkürlich vergeben worden sind und kaum einen Bezug zur Realität haben. Die „Königinkammer” beispielsweise erhielt ihren Namen durch die pultdachähnliche Deckenkonstruktion und wegen des arabischen Brauchs, Frauen in Grabkammern mit giebelförmigen Decken zu bestatten, während die Gräber von Männern flach gedeckt waren (Tompkins, Cheops).
Die Bezeichnung für die „Druckentlastungskammern” über der „Königskammer” könnte man ja noch damit entschuldigen, dass die Ägyptologen keine Ahnung von Statik und Bauwesen hatten, sonst hätten sie merken müssen, dass hier durch die gewaltigen Granitriegel keine ,,Entlastung”, sondern im Gegenteil eine zusätzliche Belastung stattfindet. Sollte das den Bauherren der Pyramide etwa entgangen sein? Wer solche gigantischen Bauwerke entwirft und bauen lässt, dürfte wohl auch in der Lage gewesen sein, die Statik zu berechnen. Hatten die Granitriegel der „Entlastungskammern“ also ursprünglich eine ganz andere Funktion, die wir heute nicht mehr nachvollziehen können?

Die angeblichen Grabmäler

Und wozu hat man eigentlich solch pyramidale Riesenbauwerke erbaut? Natürlich konnten das - den Ägyptologen zufolge - nur „Grabmäler” gewesen sein. „Kult” wird immer dann von der Spatenzunft zuhilfe geholt, wenn sie keine besseren Erklärungen findet. Und bei den Pyramiden ließ sich beim besten Willen kein Sinn und Zweck erkennen, also konnten sie nur einem „Kult” zugeordnet werden, genauer: einem Totenkult. Wie falsch diese Annahme ist, obwohl sie inzwischen in tausenden von Ägypten-Büchern als Tatsache festgeschrieben ist, erkennt man daran, dass in keiner der mehr als hundert bekannten ägyptischen Pyramiden auch nur eine einzige originale Mumie gefunden wurde, noch nicht einmal ein Hinweis darauf, dass hier einst eine Mumie vorhanden oder dass einer der innerpyramidischen Räume für die Aufnahme einer Mumie vorgesehen war.
Keine Regel ohne Ausnahme: In der Pyramide des Mykerinos (Menkew-Rè) fand man einen Sarg, dessen Bruchstücke Menkew-Rès Namen trugen, mit einer Mumie darin. Die Ägyptologen hatten ihren „Beweis”, dass diese Pyramide die des Mykerinos sei, allerdings konnte man inzwischen leider nachweisen, dass dieser Sarg etwa 2000 Jahre nach Menkew-Rès Herrschaft hierher verbracht wurde, und dass die Mumie aus frühchristlicher Zeit stammt. Aus der Traum vom Grabmal (Sitchin, Stufen zum Kosmos, S. 286).

Wie kommen die Ägyptologen dann eigentlich darauf, dass die Pyramiden Grabmäler sein sollen? Offensichtlich versucht man hier zwischen Mastabas (altägyptischen Begräbnisstätten) und der Bauweise verschiedener Pyramiden einen Bogen zu spannen. Man könnte zwar eine gewisse Ähnlichkeit nicht ausschließen, doch die ganze Beweisführung wirkt auf mich konstruiert und keinesfalls überzeugend.
Vielleicht wurden die Ägyptologen auch durch die Sarg-Bruchstücke und die Mumie in der Mykerinos-Pyramide oder durch den ,,Sarkophag” in der Cheopspyramide dazu inspiriert? Möglicherweise überbewerten sie auch die ägyptischen Totenbücher, die unter anderem als prachtvolle Wandbemalungen in verschiedenen anderen (späteren, primitiveren Nachbau-) Pyramiden gefunden wurden.
Der „Sarkophag”, dessen Bezeichnung ebenfalls willkürlich vergeben wurde, nur weil eine gewisse Ähnlichkeit zu einem besteht, ist ein rechteckiger Behälter aus Granit, der in der „Königskammer” steht. Er ist ohne Deckel und völlig schmucklos. Seine Maße verraten eine Kenntnis der höheren Mathematik. Auch in den anderen Pyramiden - selbst in späteren Nachbauten oder etwa in Felsengräbern - fanden sich (leere) Steinsarkophage.

Zumindest die Gizeh-Pyramiden sind bis zum heutigen Tag denkbar ungeeignet, als Ruhestätte für eine (mumifizierte) Leiche zu dienen, denn wegen der extrem hohen Luftfeuchtigkeit darin (es wurde bis zu 98 % gemessen) wäre die Leiche innerhalb kürzester Zeit verwest - Einbalsamierung hin oder her (Munt, Die Cheops-Pyramide).

Man mag sich allerdings fragen, woher der hohe Wassergehalt in den Pyramiden stammt, der eigentlich völlig untypisch für das darin verbaute Gestein ist. Hinzu kommt ja noch, dass innerhalb der Cheopspyramide Ablagerungen vorhanden sind, die darauf hinweisen, dass diese Pyramide über einen längeren Zeitraum mit Salzwasser (!) geflutet gewesen sein muss. Überlegungen, dass das Wasser vom Nil stammte, etwa aus der Bauphase der Pyramiden, erledigen sich damit von selbst, denn der Nil enthält nunmal kein Salzwasser. Dieses Rätsel klärt sich jedoch von selbst auf, wenn die von mir postulierte Superflut über Ägypten geschwappt ist (Geise, Superflut über Ägypten), deren zerstörerische Hinterlassenschaften außerhalb der Pyramiden mehr als deutlich zu sehen sind.

Die Große Pyramide soll von Cheops errichtet worden sein, die zweite von Chephren, einem Sohn von Cheops, und die kleine von Mykerinos. Alle drei Pyramiden zeigen etwa einen gleichen Baustil. Nun herrschte allerdings zwischen Cheops und Chephren Cheops´ Sohn Djedefre und eventuell noch ein weiterer König (Lehner, Geheimnis der Pyramiden, S. 107). Djedefre ließ eine jämmerliche Pyramide in Abu Roasch errichten, die heute nur noch ein unscheinbarer zusammengefallener, niedriger Trümmerhaufen ist. Wie passt das zusammen? Hat man etwa nach Cheops vergessen, wie man Riesenpyramiden baut, um mit Chephren diese Baukunst wieder neu zu entdecken?
Warum wurden eigentlich mit einem (angenommenen) Riesenaufwand gigantische Pyramiden als Grabstätten errichtet, wenn die Pharaonen in der Praxis dann in „normalen” Gräbern beerdigt wurden, beispielsweise im „Tal der Könige”? Scheingräber für Seelen? Man sollte hier doch einmal ein klein wenig nachdenklich werden und logisch nachdenken!
Die Gizeh-Pyramiden (und wohl auch viele andere) hatten entweder einen ganz anderen Sinn und Zweck, und/oder sie wurden von einer ganz anderen Zivilisation erbaut, denen die in Ägypten lebenden Fellachenstämme technologisch gesehen niemals das „Wasser“ reichen konnten.

Literatur

Hancock, Graham: „Die Spur der Götter”, Bergisch Gladbach 1995.

Heinsohn, Gunnar/Illig, Heribert: „Wann lebten die Pharaonen?“, Frankfurt/M. 1990.

Munt, Hartwig: „Die Cheops-Pyramide. Herodot hatte doch recht!”, EFODON-DOKUMENTATION DO-28.

Sitchin, Zecharia: „Stufen zum Kosmos. Götter, Mythen, Kulturen, Pyramiden - die Suche nach der Unsterblichkeit“, Unterägeri (Zug) 1982.

Stadelmann, Rainer: „Die großen Pyramiden von Giza“, Graz 1990.

Stöber, Harald: „Herr der Götter. Altorientalische Dokumente geben kosmische Geheimnisse preis“, Düsseldorf 1987.

Tompkins, Peter: „Cheops - Die Geheimnisse der großen Pyramiden’’, Klagenfurt 1973.


© 2009 Gernot L. Geise, veröffentlicht im SYNESIS-Magazin Nr. 6/2009