Der Chephren-Taltempel

Von der Chephren-Pyramide in Gizeh führt ein heute noch recht gut erhaltener „Aufweg“ zum so genannten Taltempel des Chephren. Dieser direkt an die Grube mit dem Sphinx anschließende Tempel neben dem so genannten Sphinx-Tempel ist eine Besonderheit, dem meist viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Der Tempel wird dem Pharao Chephren zugeordnet, weil man darin bei den Ausgrabungen einige Chephren-Statuen gefunden hat. Weshalb man auch gleich den Sphinx Pharao Chephren zuordnete.

Es handelt sich bei dem Taltempel um einen relativ großräumigen Bau, der in Megalithbauweise aus Granitblöcken hergestellt worden ist, worin er sich durchaus auffallend von anderen Tempelbauten unterscheidet. Dabei wurde hier nicht nur der fugenlose Zusammenbau schwerster und größter blank polierter Rosengranitblöcke praktiziert, wie in den Gizeh-Pyramiden. Die unbekannten Erbauer haben zusätzlich eine Bautechnik angewendet, die ich in anderen Tempeln der Gizeh-Region oder in der Cheopspyramide so nicht sah. Nur die Rote Pyramide in Dah­shur macht eine Ausnahme. Die Granitblöcke sind nämlich nicht nur sauber über- und nebeneinander verbaut, sondern auch so bearbeitet, dass sie Ecken und Winkelaussparungen aufweisen. Man hat den Eindruck, als ob die Erbauer der Einfachheit halber (beispielsweise) aus genau passenden Blöcken einen Kubus aufgebaut und dann, als ob das Gestein butterweich gewesen wäre, unabhängig von den Quadern mit einem großen Messer den recht­eckigen Innenraum herausgeschnitten hätten. Da Granitgestein ausgesprochen langsam verwittert, kann man aufgrund der inzwischen rund geschliffenen Steinblockkanten davon ausgehen, dass der „Tempel“ entweder schon viele Jahrtausende steht, oder er war in jüngerer Zeit schleifenden Wasserfluten ausgesetzt.

Ich tendiere zu letzterer Erklärung, da auch die äußere Sandsteinverkleidung des Tempels deutliche Wasser­einflüsse erkennen lässt.

Abgesehen davon, dass es nur mit „Verrenkungen“ erklärbar ist, wie die Altägypter, denen die Ägyptologie bis zum heutigen Tag nur Kupferwerkzeuge zubilligt, ohne entsprechendes Spezialwerkzeug die harten Granitblöcke exakt rechteckig und millimetergenau plan bearbeitet haben sollen, deutet absolut nichts auf Pharao Chephren als Erbauer hin. Das schließt jedoch nicht aus, dass dieser Pharao dieses Gebäude einst zweckentfremdet und dann als Tempel für seine Zwecke genutzt hat, weshalb dort auch figürliche Darstellungen von ihm gefunden wurden, allerdings keinerlei Inschriften. Alle diese Benennungen nach Chephren sind reine Annahmen der Ägyptologen aufgrund der Figuren und des Aufweges, der zu „seiner“ (Chephrens) Pyramide führt. Der Taltempel mit allen Anbauten und Innenräumen ist und war völlig schmucklos und ohne jede Inschrift, genauso wie die Innenräume der Cheops- und der Chephrenpyramide.

Irgendwann wurde, aus welchen Gründen auch immer, die Granitfassade dieses Tempels mit relativ weichem Sandstein verkleidet, der heute allerdings sehr starke Wassererosion zeigt, ganz ähnlich wie der Körper der Sphinx-Figur. Wenn die Verkleidung eventuell schon beim Bau angebracht wurde, ist sie heute jedoch teilweise bereits abgefallen bzw. durch Verwitterung zerbröselt. Auch sie war schmuck- und inschriftlos.

Man könnte sich nun fragen, warum Baumeister, die mit schwersten Granitblöcken umgehen konnten wie mit Spielzeug-Bauklötzchen, und denen die perfekte Bearbeitung von hartem Granit ein Leichtes war, für die Außenfassade ein derart weiches Gestein auswählten, denn sie müssen die unterschiedliche Festigkeit von Granit und Sandstein durchaus beurteilt haben können. Demgemäß tendieren auch einige Ägyptologen zu der Annahme, dass diese Verkleidung erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommen worden sei. Das ergibt allerdings kaum einen Sinn, denn die Granitblöcke sehen auch heute noch fast wie neu aus, im Gegensatz zur Sandstein-Verkleidung. Warum sollte man sie zusätzlich mit weichem Gestein verkleiden? Einen Schutz vor Verwitterung bieten Sandsteine jedenfalls nicht.

Allein aus dem Aussehen der Außenverkleidung könnte man jedoch schließen, dass diese Tempelanlage ebenso alt wie der Sphinx sein könnte, nämlich rund zehntausend Jahre, es sei denn, in geschichtlicher Zeit fand eine gigantische Katastrophe statt, die Superfluten auslöste. Damit würden sich problemlos die verwitterten, ausgewaschenen Sandsteine erklären lassen.

Ich gehe aufgrund der unübersehbaren Wassereinflüsse auf dem Gizeh-Plateau, die man großräumig auch aus der Luft erkennen kann, davon aus, dass vor rund 1300 Jahren eine Superflut wie ein Riesen-Tsunami über Ägypten geschwappt ist. Ausgelöst wurde diese Flut entweder durch den Einschlag eines Himmelskörpers in einen Ozean oder durch eine spontane Erdschollen-Verschiebung, wie wir es zuletzt im Dezember 2005 in Südostasien erlebten. Über diese Superflut berichte ich detailliert in meinem Buch „Superflut über Ägypten“.

Eine Flutwelle, die mehrere hundert Meter oder höher ist, ist nicht zu unterschätzen. Nur ein einziger Kubikmeter Wasser hat ein Gewicht von einer Tonne. Eine entsprechende Flutwelle bringt also eine Masse von Millionen Tonnen auf die Waage. Allein das Wasser richtet dabei Zerstörungen größten Ausmaßes an. Die an den Tempeln und Pyramiden erkennbaren Ausspülungen entstanden jedoch durch das im Wasser mitgeführte Geröll, Baumstämme, Sand und anderes Material.

Da diese Einwirkungen von jedermann überaus deutlich zu sehen sind, ist es unverständlich, wieso sich die ägyptologische Fachliteratur darüber ausschweigt und sie völlig ignoriert.


© 2008 Gernot L. Geise, veröffentlicht im SYNESIS-Magazin Nr. 5/2008