Götterschreine auf Elephantine

Auf der im Süden der Insel gelegenen archäologischen Grabungsstätte sind zwar bereits einige der alten Tempel wieder rekonstruiert worden. Allerdings besteht ein großer Teil aus einer einzigen großen Trümmerwüste, durch die einige bessere Trampelpfade für die Touristen führen. Diese Trümmer in restaurierte Tempel zurück zu verwandeln, dürfte Jahrzehnte, wenn nicht länger dauern, zumal die dort tätigen Archäologen aufgrund der hohen Sommertemperaturen nur im Winterhalbjahr arbeiten.
Inmitten eines solchen Trümmerfeldes fiel mir ein kaum beschädigtes Objekt auf, das mich im ersten Moment an ein altes Telefonhäuschen erinnerte. Das Objekt wurde aus einem einzigen großen Rosengranitblock hergestellt. Erstaunlich daran war, dass er nicht - wie die anderen Tempelanlagen - von den Römern zerstört wurde. Wie mir einer der dort tätigen Archäologen erklärte, handele es sich hierbei um einen ehemaligen Götterschrein, der wohl irgendwann einmal umgekippt (worden?) sei.
Dieser "Schrein" besteht, wie schon gesagt, aus einem einzigen großen Granitblock, der im Inneren sauber ausgehöhlt ist und innen wie außen sauber bearbeitete glatte Flächen aufweist, die wohl kaum mittels Steinkugeln oder Kupferwerkzeugen hergestellt worden sein kann, die man den alten Ägyptern als Werkzeuge zugesteht. Hinzu kommt, dass dieser "Schrein", der einige Tonnen Gewicht haben dürfte, aus dem Assuan-Steinbruch auf der anderen Nilseite stammt. Er musste also zunächst über den Nil geschafft worden sein, wobei der Nil hier mit die stärksten Katarakte enthält. Endlich bei Elephantine angelangt, musste er dann noch auf die südliche Hochebene der Insel befördert werden. Allein der Transport dürfte mit unserer heutigen Technologie größere Probleme bereiten!
Fotos dieses Schreins legte ich verschiedenen Steinfachleuten vor, die mir aussagten, dass ein solches Objekt mit unseren heutigen Mitteln der Granitbearbeitung nicht machbar sei.
In unmittelbarer Nähe liegt inmitten der Trümmerwüste ein weiterer "Schrein", der allerdings recht beschädigt ist und möglicherweise aus Basalt besteht.

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Der "Götterschrein" aus Rosengranit

Die "Dachspitze" ist etwas in Richtung Vorderteil verschoben.

Angeblich soll der "Schrein" einstmals umgekippt sein, lagert jedoch auf Unterlegsteinen...

An den Verzierungsleisten erkennt man deutlich maschinellen Einsatz (den die Altägypter angeblich doch gar nicht kannten)! Wären sie in Handarbeit hergestellt worden, dann hätte man sie sauber rundgeschliffen!

An allen vier Seiten (oben und unten) finden sich Kernbohrungen. Möglicherweise dienten sie einst als Lager für eine Tür, die heute fehlt.

Das Innere ist sauber herausgearbeitet, mit glatten Flächen und exakten Ecken und Kanten.


Hier ein paar Abmessungen:


Der zweite "Götterschrein", möglicherweise aus Basalt

Dieser "Schrein" liegt gekippt auf der Seite. Man erkennt, dass man irgendwann versucht hat, ihn mit brachialer Gewalt zu zerstören. Auch hier sind die Wände glatt poliert. Aufgrund der dunklen Färbung tendierte ich dazu, sein Material als Basalt zu sehen. Es könnte sich allerdings auch um dunklen Granit handeln (ich bin kein Geologe!).

Auf der Seite, die heute nach oben zeigt, befinden sich eine nur schlecht erkennbare Rötelzeichnung. Sie stellt den Gott Chnum dar, sowie mehrere Hieroglyphen. Ich habe diese beiden Bilder kontrastverstärkt, um sie besser sichtbar zu machen. Möglicherweise handelt es sich hierbei um eine Skizze für eine spätere Zeichnung oder ein Relief, das nicht mehr ausgeführt wurde.


© 2016 Gernot L. Geise


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